Finanzspritze

Hessen lockt Ärzte aufs Land

Noch droht kein Ärztemangel in Hessen - und damit es so bleibt, haben Landesregierung, Kassen und KV ein neues Förderprogramm unterzeichnet. Ärzten, die sich in sieben speziellen Landkreisen niederlassen, winkt ein satter Zuschuss.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Eine Finanzspritze von jeweils 50.000 Euro stellt Hessen Landärzten in Aussicht.

Eine Finanzspritze von jeweils 50.000 Euro stellt Hessen Landärzten in Aussicht.

© Tobias Kaltenbach / fotolia.com

WIESBADEN. Hessen sorgt sich um die Zukunft der Versorgung auf dem Land und will mehr für die Ansiedlungsförderung von Ärzten dort tun -  und damit auch im Förderungs-Wettbewerb mit den andern Bundesländern bestehen.

Sozialminister Stefan Grüttner (CDU), KV-Vorstand Frank-Rüdiger Zimmeck und Claudia Ackermann, Bevollmächtigte der hessischen Kassen, unterzeichneten eine Zusatzvereinbarung zum "Hessischen Pakt zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung für die Jahre 2012 bis 2014".

Den Pakt hatten Landesregierung, Kassen, Ärztevertreter, kommunale Spitzenverbände und Universitätsinstitute Mitte November 2011 vereinbart.

Mit der Zusatzvereinbarung soll ein Förderprogramm zur Ansiedlung von Ärzten "in Gebieten mit regionalem Versorgungsbedarf" aufgesetzt werden.

Insgesamt stehen für die nächsten drei Jahre 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Pro Jahr können 600.000 Euro ausgegeben werden, das entspricht einer Förderung von zwölf neuen Praxen mit je 50.000 Euro. Die Gelder für das Ansiedlungsprogramm teilen sich KV, Kassen und Land mit je 200.000 Euro.

Ärztliche Versorgung derzeit noch gut

Alle drei Beteiligten stellten vor Journalisten am Dienstag in Wiesbaden fest, dass die ärztliche Versorgung in Hessen derzeit noch gut sei. "In manchen ländlichen Regionen bestehen jedoch schon heute die Schwierigkeiten, Arztpraxen widerzubesetzen", erklärte Grüttner.

Daher sei er froh, gemeinsam mit Kassen und KV diese Zusatzvereinbarung auf den Weg gebracht zu haben, bevor die Bedarfsplanungsrichtlinie vom GBA ausgearbeitet ist.

Auch KV-Chef Zimmeck betont die Zusammenarbeit mit Land und Kassen. Allerdings seien der Pakt und die Förderung von einzelnen Regionen in der Vertreterversammlung der KV kontrovers diskutiert worden. "Ich freue mich aber, dass die Delegierten zugestimmt haben".

Er hat -  neben dem möglichen Ärztemangel auf dem Land -  noch eine andere Sorge: "Schaut man sich in der Republik um, gibt es diverse Förderprogramme für Ärzte, die finanziell jeweils unterschiedlich ausgestattet sind. Hessen darf nicht den Anschluss verpassen", erklärte Zimmeck in Wiesbaden.

Sieben förderungswürdige Landkreise

Im Blick hat er dabei beispielsweise die deutlich höhere Förderung, die bayerische Kommunen bei der Landesregierung beantragen können. Pläne, dass Kommunen Praxen übernehmen und betreiben, entsprechen nicht Grüttners Vorstellungen: "Das ist nicht der hessische Weg."

In einer Arbeitsgruppe haben Land, Kassen und KV sieben förderungswürdige Landkreise in allen Teilen Hessens bestimmt. Wer sich dort für mindestens fünf Jahre niederlassen will, kann einen Antrag stellen.

Laut KV gibt es bereits für die Förderung in diesem Jahr einige Interessenten. Für eine Förderung im Jahr 2012 läuft die Antragsfrist am 30. September aus.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an