Niedrigschwellige Prävention?

Hessens Ärztekammer kritisiert Pläne zum Check-up in der Apotheke

Der Vorsorge-Check in der Apotheke ersetzt keinen Arztbesuch, warnt Hessens Kammerpräsident Edgar Pinkowski. Die Kammer sorgt sich, dass Praxisleistungen sukzessive in andere Bereiche verlagert werden.

Veröffentlicht:
Neuer Anstrich gefällig? Geht es nach Lauterbach, dürfen Apotheker bald bestimmte Präventionsleistungen anbieten.

Neuer Anstrich gefällig? Geht es nach Lauterbach, dürfen Apotheker bald bestimmte Präventionsleistungen anbieten.

© D. Kerlekin/Snowfield Photography/picture alliance

Frankfurt/Main. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bekommt immer mehr Gegenwind für sein Ansinnen, gewisse Früherkennungsuntersuchungen künftig auch in Apotheken zugänglich zu machen. Nach der Bundesärztekammer und verschiedenen Landesärztekammern hat am Mittwoch nun auch die Landesärztekammer Hessen (LÄKH) reagiert.

„Eines muss man Karl Lauterbach lassen: Bei seinem Versuch, medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung herauszunehmen und in andere Bereiche zu verlagern, agiert er durchaus kreativ“, wird LÄKH-Präsident Dr. Edgar Pinkowski in einer Kammermitteilung zitiert. Dass Apotheker nicht mehr nur impfen, sondern künftig auch Vorsorgeuntersuchungen vor allem bei jüngeren Menschen übernehmen sollen, sei absurd, heißt es. „Was medienwirksam als niedrigschwelliger Check-up in der Apotheke angepriesen wird, stellt in Wahrheit ein gravierend in ärztliche Zuständigkeiten eingreifendes Parallelangebot dar“, so Pinkowski weiter.

Komplexe Aufgaben erfordern entsprechende Ausbildung

Mit ihrem Auftrag, die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherzustellen, nähmen Apotheken eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen ein, sagt Hessens Kammerpräsident. „Doch Pharmazeuten sind keine Ärzte und ein schneller Check-up in der Apotheke ersetzt keine Vorsorgeuntersuchung in der Arztpraxis, die weit über die Erhebung von Labor- und Messbefunden hinausgeht“. Sie umfasse Anamnese, körperliche Untersuchung, Diagnostik, gezielte Aufklärung, Beratung und gegebenenfalls Therapie. Komplexe Aufgaben, die nur von Ärztinnen und Ärzten erbracht werden könnten, da sie eine medizinische Aus- und Weiterbildung voraussetzten, so die Kammer.

„Um Volkskrankheiten wie Diabetes, Adipositas, Herzkreislauf- und Krebserkrankungen effektiv bekämpfen zu können, dürfen keine Parallelstrukturen im Gesundheitswesen etabliert werden. Vielmehr kommt es darauf an, dass Ärzteschaft und Politik gemeinsam geeignete Strategien entwickeln“, so Pinkowski. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung