Ungenutzte Datenschätze

Hochschulmedizin arbeitet an elektronischer Patientenakte

Die Hochschulmedizin will bislang ungenutzte Datenschätze heben und zu Patientennutzen veredeln. Helfen soll eine elektronische Patientenakte.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Umfassende Daten in einer Akte: Das will die Hochschulmedizin für Versorgung und Forschung.

Umfassende Daten in einer Akte: Das will die Hochschulmedizin für Versorgung und Forschung.

© everythingpossible / stock.adobe

BERLIN. Eine flächendeckende elektronische Patientenakte, die sowohl für die Versorgung als auch für die Forschung nutzbar ist, soll das Gesundheitswesen in Deutschland auf ein neues Niveau heben. Der Zugriff möglichst vieler Versorger auf die Akte soll einerseits medizinischen Mehrwert für den Patienten schaffen. Andererseits soll die Nutzung der darüber gewonnenen Daten einen Erkenntnisgewinn für den Umgang mit Antibiotika und ganz allgemein für die stratifizierte Medizin schaffen. Konkret beforscht werden sollen die Infektiologie, Krebserkrankungen, seltene Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arzneimittel-Interaktionen. Das kündigten die Initiatoren am Freitag an.

Hinter dem Projekt stehen die Verbände der Hochschulmedizin. "Das ist eine der besten Initiativen, die in den vergangenen Jahren gestartet wurden", sagte der Vorsitzende des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) Professor Michael Albrecht. Die Arbeiten an der Akte haben demnach vor einem Jahr begonnen. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) unterstützt das Vorhaben im Zuge der Medizininformatikinitiative mit 100 Millionen Euro. Eine deutliche Erhöhung des Zuschusses stehe bereits im Raum, sagte Albrecht. Angelegt sei die Entwicklungsarbeit auf fünf Jahre plus einer Option auf weitere fünf Jahre. Der VUD, der Medizinische Fakultätentag (MFT) sowie die Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) kündigten an, ihre Arbeiten mit denen der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (gematik) synchronisieren zu wollen. Dazu solle ein enger Austausch auch mit den beteiligten Ministerien etabliert werden.

Die geplante Akte, die deutlich mehr sein soll als eine Digitalisierung aktueller Patientenunterlagen, soll auf vier Wegen Nutzen schaffen.

» Elektronische Zusammenführung relevanter Daten unterschiedlicher Gesundheitseinrichtungen, um das Bild über die Situation eines Patienten und den Krankheitsverlauf zu schärfen. So sollen Diagnosen schneller und präziser gestellt, Doppeluntersuchungen vermieden und unerwünschte Arzneimittelwirkungen verhindert werden.

» Daten aus Sensoren und aus der Gensequenzierung sollen Ärzten helfen, den für den Patienten besten Behandlungsansatz bereits vor Therapiebeginn zu bestimmen. Dabei sollen Methoden der Statistik, der Biometrie und Bioinformatik genutzt werden.

» Versorgungsdaten sollen Zusammenhänge zwischen einzelnen Genen, Lebensstilen, Erkrankungen und Komplikationen aufdecken helfen. Konkret könnte so die Entdeckung und Behandlung seltener Erkrankungen verbessert werden.

» Forschungsergebnisse sollen mit Hilfe der forschungskompatiblen Patientenakte schneller für die Versorgung bereitstehen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer

Lesetipps
Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an