Palliativmedizin

Hofmeister verteidigt Zusatzqualifikationen

Die Debatte um die Verpflichtung von Hausärzten zur Zusatzausbildung in Palliativmedizin schlägt hohe Wellen. In der KBV-Vertreterversammlung am Freitag wurde KBV-Vize Hofmeister nun grundsätzlich.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die schmerzmedizinische Versorgung am Lebensende erfordert medizinische Fachkenntnisse und Empathie.

Die schmerzmedizinische Versorgung am Lebensende erfordert medizinische Fachkenntnisse und Empathie.

© Photographee.eu / Stock.Adobe.com

BERLIN. "Wir haben schon immer alles gemacht!" – der Rückzug auf diese Position werde nicht ausreichen, um den breit ausgebildeten und umfänglich zuständigen Facharzt für Allgemeinmedizin in der Versorgung zu behaupten, sagte Dr. Stephan Hofmeister, in der KBV zuständig für die hausärztliche Versorgung bei der nichtöffentlichen Vertreterversammlung am Freitag in Berlin.

Er reagierte damit auf Äußerungen beim Deutschen Hausärztetag vor zehn Tagen in Berlin. Dort hatte der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, die an die neuen EBM-Ziffern in der Palliativversorgung geknüpften Qualitätsanforderungen als "völlig unrealistisch und unsinnig" bezeichnet.

Zuvor hatten sich der Präsident der Ärztekammer Brandenburg Frank-Ullrich Schulz und sein Stellvertreter Dr. Hanjo Pohle deutlich positioniert: "Es (...) führt Weiterbildungsrichtlinien ad absurdum, wenn es nötig wird, nach absolvierter Facharztanerkennung wiederum mit neu erdachten Qualifikationen nachzuweisen, dass ein Facharzt sein Fachgebiet beherrscht."

Für Hofmeister ist dagegen klar, dass die Hausarztmedizin kein statisches Fach ist: "Auch in der hausärztlichen Medizin gibt es selbstverständlich Fortentwicklungen in der medizinischen Versorgung, die Weiterqualifikationen nötig machen", sagte Hofmeister. Das sei grundsätzlich so.

Die neuen palliativmedizinischen Leistungen aus dem EBM-Unterkapitel 37.3 sind dazu gedacht, die Lücke zwischen der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) mit spezialisierten Teams und der hausärztlichen Palliativversorgung zu schließen. Für einige der neuen Leistungen müssen Hausärzte besondere Qualifikationen erfüllen.

Das stört nicht alle Hausärzte. Dr. Anton Wohlfahrt, 68, aus dem bayrischen Ehekirchen hat Weigeldt angeschrieben. "Mit zunehmender Zahl alter und schwerkranker Patienten brauchen wir mehr Ärzte mit gediegenen Palliativmedizinkenntnissen", heißt es in dem Schreiben, das der "Ärzte Zeitung" vorliegt. Er frage sich, ob Weigeldt mit seiner Negativkritik den Hausärzten einen Gefallen tue, wendet er sich an den "sehr geehrten Kollegen". Wohlfahrt berichtet begeistert von einer zwei Jahre zurückliegenden vierwöchigen Zusatzausbildung in Palliativmedizin in Bamberg. Ärztliche Ethik und tägliche Realität verpflichteten zu einer gediegenen Aus- und Weiterbildung, so Wohlfahrth.

Als "frustrierend" hat KBV-Chef Dr. Andreas Gassen das Ergebnis der Honorarrunde für 2018 bezeichnet. Der Vorwurf von Kassenseite, "Ärzte bekämen den Hals nicht voll", nannte Gassen vor der Vertreterversammlung "unangemessen und flegelhaft". Die KBV müsse nun ihre Forderung nach kassenartenspezifischen Gesamtverträgen noch vehementer in den politischen Raum tragen. Es stelle sich die Frage, ob der GKV-Spitzenverband überhaupt an Versorgung interessiert sei, nahm Gassen den Fehdehandschuh auf.

Auf den Ausbau der Telematikinfrastruktur ging Dr. Thomas Kriedel, der dritte Vorstand der KBV ein. Der Rollout von Komponenten und der Konnektoren für das Versichertenstammdatenmanagement führe bei den Ärzten zu großer Verunsicherung, sagte Kriedel. Stand heute sei keine einzige Komponente des Versichertenstammdatenmanagements bei der gematik für den Routinebetrieb zertifiziert. "Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Prüfen Sie genau, was Sie unterschreiben. Und vor allem: Lassen Sie sich die Zusatzkosten genau erklären, die über das hinausgehen, was finanziert wird", mahnte Kriedel an. Beim Kauf von Komponenten für das VSDM hätten alle Ärzte Zeit bis zum 1. Juli 2018, politisch diskutiert werde eine Fristverlängerung um ein weiteres halbes Jahr.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sterbehilfe bei neurologischen Erkrankungen oft gefragt

Assistierter Suizid in Deutschland: Rechtliche Situation und offene Fragen

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dieter Döring 23.09.201719:49 Uhr

Verpflichtung von Hausärzten zur Zusatzausbildung in Palliativmedizin

Im Prinzip geht es hier mal um die Ausgrenzung der Hausärzte und dann um den Verkauf von teuren und zeitintensiven Kursen um an diese Zusatzqualifikation zu kommen, um dann die entsprechenden Ziffern abrechnen zu können.
In diesen Kursen, hab drei mitgemacht, wird normales medizinisches Wissen in einer nicht zu überbietenden langatmigen Art und Weise mitgeteilt. Es ist eine Unverschämtheit wie sich hier einige hypertrophe selbsternannte Fachleute hier auf Kosten der anderen Kollegen bereichern.

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau