KV Sachsen-Anhalt

Honorar-Blindflug sorgt für Ärger

Sachsen-Anhalts Ärzte kennen weder die Honorarsumme aus diesem noch aus dem vergangenen Jahr. Auch die Honorierung für 2015 steht in den Sternen. Grund ist ein gekippter Schiedsamtsspruch. Jetzt wird sogar über Rückzahlungsforderungen spekuliert.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Das Honorar, das Vertragsärzte in Sachsen-Anhalt erwarten können, ergibt sich aus keinem Rechenspiel.

Das Honorar, das Vertragsärzte in Sachsen-Anhalt erwarten können, ergibt sich aus keinem Rechenspiel.

© K. & U. Annas / fotolia.com

MAGDEBURG. Nachdem das Bundessozialgericht den Schiedsamtsspruch vom Dezember vergangenen Jahres endgültig gekippt hat, herrscht bei der KV Sachen-Anhalt (KVSA) große Unsicherheit.

Der Schiedsspruch sah eine Honorarerhöhung um zwölf Prozent (verteilt auf 2013, 2014 und 2015) vor.

Dr. Burkhard John: "Erstmals hatte das Schiedsamt in der Gesamtvergütung die höhere Morbidität in Sachsen-Anhalt berücksichtigt. Doch das sollte nach Meinung der Krankenkassen nicht sein."

Kassen haben geklagt

Die Kassen haben deshalb geklagt. Nach Einschätzung des KV-Vorstandes sei die gegenwärtige Situation sehr kritisch.

"Wir wissen überhaupt nicht, wie viel Geld uns zur Verfügung steht." Ab 2013 sei die Finanzierung unklar.

"Kommt es aufgrund der Rücküberweisung an das Schiedsamt zu neuen Abschlüssen? Ich kann nur hoffen, dass dann nicht Rückzahlungsforderungen für 2013 die Folge sind."

Erschwerend für die jetzt anstehenden Honorarverhandlungen sei, dass die jeweilige Vorjahresvergütung Grundlage für das kommende Jahr ist.

"Nicht zu Zugeständnissen bereit"

John: "Um vorwärts zu kommen, haben wir den Kassen vorgeschlagen, hinter 2013 einen Haken zu machen. Doch unser sinnvolles Angebot wurde abgelehnt. Die Kassen waren bislang nicht zu Zugeständnissen bereit. Vielleicht wissen wir erst in einigen Jahren, wie viel Honorar uns im vergangenen und in diesem Jahr zustand."

Auf das Signal, das vom Urteil des Bundessozialgerichts in puncto morbiditätsbedingter Gesamtvergütung (MGV) ausgeht, habe die Koalition nach Angaben von John schnell reagiert.

Der Paragraf 87a im Entwurf des Versorgungsstärkungsgesetzes gestatte den Abbau unbegründeter regionaler Ungleichheiten in der MGV ab dem Jahr 2016.

"Allerdings nur jenen Ländern, deren Finanzausstattung unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Obwohl wir im Gegensatz zu anderen Ländern noch verhandeln können, bringt uns das wenig."

John rechnet vor: Mit 323 Euro je GKV-Versichertem in 2011 liege Sachsen-Anhalt um 19 Euro unter dem Bundesdurchschnitt, doch ein an die sehr hohe Morbidität im Bundesland angepasster Finanzierungsbedarf müsste bei 372 Euro für jeden Versicherten liegen.

 "Darüber muss diskutiert werden", forderte der KV-Chef.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren