"Deutschland-Report"

In Deutschland gibt es"weder Hölle noch Paradies" bei der Gesundheit

Die Lebensumstände in Deutschland sind weitgehend gleichwertig – gemessen an 53 Indikatoren, die unter anderem Gesundheit, Arbeit und Freizeit berücksichtigen, so der "Deutschland-Report".

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Wohlfühloase Englischer Garten: München bietet laut Deutschland- Studie bundesweit die beste Lebensqualität.

Wohlfühloase Englischer Garten: München bietet laut Deutschland- Studie bundesweit die beste Lebensqualität.

© picture alliance / Ulrich Baumga

Seit Freitag liegt "erstmals ein umfängliches Ranking zu den Lebensumständen in Deutschlands Regionen" vor, wie das Prognos-Institut betont. Es hat im Auftrag von "ZDFzeit" – auf statistischer Basis – alle deutschlandweit 401 Kreise und Städte analysiert. Dabei konnten diese je maximal 100 Punkte in den drei Kategorien "Arbeit & Wohnen", "Gesundheit & Sicherheit" sowie "Freizeit und Natur" erzielen.

Ergebnis der Deutschland-Studie: Die Lebensverhältnisse hierzulande sind weitgehend gleichwertig – bezogen auf die 53 ausgewerteten sozioökonomischen Indikatoren. Zwar gibt es laut Auswertung messbare Unterschiede – und auch einige Ausreißer nach unten, um die man sich sorgen müsse. "Aber man findet in Deutschland weder die ‚Hölle‘ noch das ‚Paradies‘ auf Erden", so die Autoren.

Denn auch den stärksten Regionen gelinge es bei Weitem nicht, die Maximalpunktzahl von 300 zu erreichen. Mit seinen 207 Punkten stehe Spitzenreiter München vor großen Herausforderungen: Wohnen sei teuer, es gebe wenig Kita-Plätze, dafür aber viel schlechte Luft.

Umgekehrt gingen die Regionen am unteren Ende des Rankings nicht leer aus. Auf dem letzten Rang erreiche Gelsenkirchen noch stolze 109 Punkte. Aber auch Gelsenkirchen habe – bei allen Herausforderungen – seinen Bürgern also viel zu bieten, zum Beispiel Kulturangebote und bezahlbaren Wohnraum.

Bayern bei Gesundheit weit vorne

München führt zwar in der Gesamtauswertung, kommt aber mit 68 Punkten im Bereich Gesundheit und Sicherheit nur auf Rang 25. Für diesen Themenbereich wurden Indikatoren wie die durchschnittliche Lebenserwartung Neugeborener, Kinder- und Altersarmut, die Arztdichte, die Erreichbarkeit von Krankenhäusern, die Rehaklinikendichte, die Zahl der Pflegebedürftigen je 10.000 Einwohner, aber auch die der Übergewichtigen je 100 Einwohner (BMI>25) sowie die viel diskutierten Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Jahresmittelwerte berücksichtigt.

Letztere sind vor allem für die Metropolen wie München oder auch Düsseldorf und Stuttgart eine große Hypothek. Die Stickstoffdioxidbelastungen in Düsseldorf und Stuttgart führten zu dem weitreichenden Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes von Ende Februar, demzufolge in Deutschland großflächige Diesel-Fahrverbote nicht mehr undenkbar sind.

Im Sektor Gesundheit und Sicherheit führt der bayerische Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit 75 Punkten – im Gesamtranking kommt er mit 199 Punkten auf Platz neun – vor Garmisch-Partenkirchen und Ravensburg (je 74 Punkte) sowie Starnberg und Weilheim-Schongau (je 73 Punkte). Auf Rang sechs kommt der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (73 Punkte), gefolgt vom Oberallgäu und Miesbach (je 72 Punkte), dem Hochtaunuskreis, Tübingen und Fürstenfeldbruck (je 71 Punkte).

Wie die Autoren betonen, stelle die Gesundheitsversorgung wie die Erreichbarkeit von Kliniken einen "wesentlichen Aspekt für Lebensqualität" dar. Insbesondere im Zeitalter des Demografiewandels sei die Nähe zu Gesundheitseinrichtungen von Bedeutung. Der Indikator sei in der Studie aber keineswegs als "Aussage zur Qualität der Krankenhäuser" zu verstehen. "Ferner wird auch keine gesundheitsökonomische Aussage getroffen", heißt es ergänzend.

Nord-Süd- löst Ost-West-Kluft ab

Die Unterschiede zwischen Ost und West sind laut Studie geringer als die Unterschiede zwischen Nord und Süd. Die Regionen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen erreichen zusammengenommen im Durchschnitt 177 Punkte, nordwestdeutsche Regionen in NRW, Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein nur 152 – "stolze 25 Punkte Unterschied", wie es heißt.

Der Unterschied zwischen Ost und West betrage hingegen nur drei Punkte: Berlin und die ostdeutschen Bundesländer erreichten zusammengenommen durchschnittlich 164 Punkte, die anderen Regionen Deutschlands 167 Punkte. Am rauesten wehe der Wind in Städten mit Altindustrien: Salzgitter, Bremerhaven, das nördliche Ruhrgebiet. Dort seien ganze Industrien untergegangen, leide die Region.

Gute Lebensverhältnisse fänden sich in Landkreisen im Umland starker Zentren und in wirtschaftlich florierenden Städten mit einem breiten kulturellen Angebot. Städte wiesen häufig einen guten Arbeitsmarkt auf, während gutes Abschneiden von Landkreisen in vielen Fällen etwas mit Freizeit und Natur zu tun habe.

Ländliche Kreise, die Touristen anziehen, hätten häufig ein überdurchschnittliches Kulturangebot und eine gute Gesundheitsversorgung – wovon auch die Bevölkerung profitiere.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung