Kommentar zu den Auswahlkriterien von Spenderorganen
In Grenzfällen bitte pragmatisch
Wie man in Deutschland schnell und unbürokratisch zu mehr Organen gelangen könnte, zeigen Transplantationsmediziner der Berliner Charité auf. Es geht dabei um pragmatische Entscheidungen in Grenzfällen: So ist es im Sinne eines Schwerkranken, dass man ihm eine Niere anbietet, die vielleicht nicht ganz die Kriterien eines Zentrums erfüllt, mit der er aber von der Dialyse loskommt und erst einmal weiterleben kann.
Die Charité-Ärzte räumen selbstkritisch ein, dass sie bei ihren Patienten von Eurotransplant angebotene Organe verschmäht haben, die durchaus dazu geeignet gewesen wären, ihren Dienst zu tun. Hätten die Mediziner der Charité die Organe sofort angenommen, wären die Chancen für ihre Patienten sogar besser gewesen als für die letztendlichen Empfänger. Die Zeit der Nicht-Durchblutung wäre nämlich dann im Vergleich kürzer gewesen.
In Deutschland haben Transplantationskliniken (noch) die Freiheit, selbst die Kriterien festzulegen, nach denen sie Organe akzeptieren oder ablehnen.
Diese Freiheit könnten sie nutzen, um die Messlatte etwas tiefer zu hängen, trotz medizinischer Bedenken, aber dafür mit der Hoffnung, dass ein Patient nicht während der Wartezeit auf ein Organ stirbt.
Lesen Sie dazu auch: Nierenspende: Kritik an zu strengen Kriterien