Vernichtung von Corona-Vakzinen

In welchen Bundesländern bisher COVID-19-Impfstoff vernichtet wurde

Wenn der Corona-Impfstoff vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums nicht verimpft ist, wird er entsorgt. In den meisten Bundesländern geschah das bislang selten. In Bayern sieht das allerdings ganz anders aus.

Von Axel Hofmann Veröffentlicht:
Immer wieder müssen Corona-Impfdosen entsorgt werden, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist.

Immer wieder müssen Corona-Impfdosen entsorgt werden, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist.

© Marcus Brandt/dpa

Berlin. Trotz nachlassender Impfbereitschaft in Deutschland musste die Hälfte der Bundesländer bislang keine ungenutzten oder abgelaufenen Impfdosen in nennenswertem Umfang vernichten. Bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur gaben 7 der 16 Landesregierungen an, dass eine Entsorgung von Corona-Impfstoff weitgehend vermieden werden konnte. „Zu keinem Zeitpunkt musste Impfstoff vernichtet werden, weil er wegen ablaufender Haltbarkeit nicht genutzt werden konnte“, versicherte etwa ein Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Länder wie Mecklenburg-Vorpommern und Hessen erklärten dies mit speziellen Maßnahmen wie einer „Impfstoffbörse“.

Im Gegensatz dazu haben die Impfzentren in Bayern bereits rund 53 .000 ungenutzte Impfdosen entsorgt – deutlich mehr als jedes andere Bundesland. Die Hälfte davon entfällt auf den vergangenen Monat. „Die im Sommer angestiegenen Zahlen sind die unmittelbare Folge einer abnehmenden Impfbereitschaft in der Bevölkerung“, hieß es beim bayerischen Gesundheitsministerium.

Spende an Drittstaaten

Einen Teil seiner ungenutzten Corona-Impfdosen will der Freistaat an den Bund zurückgeben, damit dieser sie ans Ausland spenden kann; dafür müssen die Dosen allerdings noch mindestens zwei Monate nutzbar sein. In einem Schreiben, das der dpa vorliegt, hatte das Bundesgesundheitsministerium den Ländern die Möglichkeit eröffnet, nicht mehr benötigten Impfstoff als Spende für „Drittstaaten“ an das Zentrallager des Bundes zurückzugeben – vorausgesetzt, der Wirkstoff ist noch lange genug haltbar.

Um zu verhindern, dass Impfstoff abläuft, haben sich einige Länder spezielle Vorgehensweisen ausgedacht. So schlossen sich die Impfzentren in Hessen zu einer „Impfstoffbörse“ zusammen, über die kurzfristig nicht benötigter oder überzähliger Impfstoff verteilt werden kann. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es Nachrücklisten, um Dosen, die am Ende des Tages übrig bleiben, per SMS an Impfwillige zu vermitteln.

Passgenaue Bedarfsrechnung

Schleswig-Holstein berechnet den Bedarf der Impfzentren möglichst kurzfristig, um diese dann passgenau zu beliefern. Der Anteil der Impfdosen, die – etwa wegen defekter Kühlung – vernichtet werden mussten, liege daher „im Promillebereich“, heißt es aus dem Kieler Ministerium. Auch in Niedersachsen, Thüringen und dem Saarland wurde Impfstoff den Angaben zufolge bislang allenfalls in Einzelfällen weggeworfen. Überzählige Dosen sollen an den Bund zurückgehen.

Rheinland-Pfalz hat nach Angaben des Mainzer Gesundheitsministeriums bisher ebenfalls kaum Impfstoff vernichtet: Wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums wurden lediglich 200 AstraZeneca-Dosen aus dem Verkehr gezogen. Hinzu kommen den Angaben zufolge 490 Impfdosen von Johnson&Johnson, die abgelaufen und verfallen waren. In Nordrhein-Westfalen gehen die Hausärzte für den Landesteil Nordrhein auch nur von einer Zahl im niedrigen dreistelligen Bereich aus.

Weitaus mehr Verfall steht bevor

Die Hansestadt Bremen hat seit Beginn der Impfungen insgesamt 2715 Dosen vernichtet, davon 690 AstraZeneca-Dosen allein im vergangenen Monat. Baden-Württemberg hat 4000 Dosen AstraZeneca entsorgt, weil sie Ende Juli abliefen. In Brandenburg sind sogar schon rund 5500 Impfdosen verfallen, was nach Ministeriumsangaben allerdings auch lediglich 0,27 Prozent der gelieferten Gesamtmenge entspricht. Das Problem könnte allerdings bald größer werden: Der Hausärzteverband Nordrhein schätzt, dass allein in NRW in den kommenden Wochen etwa 100 .000 Impfdosen verfallen werden.

Aus einigen Bundesländer liegen keine aktuellen Zahlen vor: In Sachsen-Anhalt haben weder das Gesundheitsministerium noch die Kassenärztliche Vereinigung einen Überblick über die vernichteten Impfdosen. Aus Berlin und Sachsen gab es auf entsprechende dpa-Anfragen keine Antwort. (dpa)
Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesundheitsmarkt

Drogeriemarkt-Kette dm startet Online-Apotheke

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse