Medizinische Reha

Inflation & Co: Reha-Branche steht auf schwachen Füßen

Die medizinische Reha-Branche leidet unter Corona, fehlenden finanziellen Zuschüssen sowie hohen Gaspreisen. Sie fordert schnelle Abhilfe von Politik und Kostenträgern.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Medizinische Reha ist für die meisten Patienten die Brücke zurück in ein normaleres Leben.

Medizinische Reha ist für die meisten Patienten die Brücke zurück in ein normaleres Leben.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Berlin. Die medizinische Reha-Branche steht in diesem Sommer unter massivem Druck. Die anhaltende Corona-Pandemie führt zu einem hohen Krankenstand bei den Beschäftigten in den mehr als 1000 Einrichtungen in Deutschland, wie die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation /DEGEMED) am Mittwoch mitteilte. Die Kliniken hätten es dadurch deutlich schwerer, die anspruchsvolle Regelversorgung und die häufig komplexen Behandlungsprogramme für die Patienten sicherzustellen. Gleichzeitig müssten die Einrichtungen die umfangreichen Maßnahmen aufrechterhalten, mit denen sie seit zwei Jahren Infektionsrisiken vermeiden.

Nachdem nun zur Jahresmitte die Corona-Zuschläge der Kostenträger ausgelaufen seien, die den Mehraufwand für diese Maßnahmen finanziert hätten, bedeuteten die Maßnahmen, an denen die Einrichtungen festhielten, um die Sicherheit für Patienten und Beschäftigte nicht aufs Spiel zu setzen und Ansteckungen und Corona-Ausbrüche zu verhindern, eine schwere finanzielle Bürde. Die DEGEMED und die gesamte Branche appelliert daher an Politik und Kostenträger, die Einrichtungen nicht allein zu lassen und Zuschläge und Schutzschirme so schnell wie möglich zu reaktivieren. Der Infektionsschutz in Gesundheitseinrichtungen, also der Schutz vulnerabler Gruppen und der Arbeitsschutz des Gesundheitspersonals müsse in einer Pandemie an erster Stelle stehen, um die Bevölkerung zu schützen. Eine Fortführung des pandemiebedingten Infektionsschutzes sei somit unumgänglich. Bevölkerungsschutz sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Kosten dürften nicht einseitig den Gesundheitseinrichtungen aufgebürdet werden.

Zusätzliche Belastungen durch Long- und Post-COVID-Patienten

„Der Wegfall der Zuschläge ist durch nichts zu rechtfertigen.“ beurteilt DEGEMED-Geschäftsführer Christof Lawall die Lage in den Kliniken. „Dadurch werden die Einrichtungen wirtschaftlich zusätzlich enorm belastet. Die zwei Pandemiejahre haben in der gesamten Branche bereits deutliche Spuren hinterlassen. Die fehlenden Zuschläge verschlechtern die Lage der Kliniken deutlich, obwohl die Patientenzahlen wieder steigen. Gleichzeitig haben wir mit Post- und Long COVID ein neues Erkrankungsbild in der Reha, bei dem die Behandlung erheblich länger dauern kann und viel schwieriger ist.“

Die Reha-Branche leide zudem in Folge des russischen Angriffskrieges auf Russland unter dem starken Anstieg der Energiekosten in den letzten Monaten. „Die Kostenträger verhandeln die Vergütungen regelmäßig für ein Jahr. Sie gehen dabei von einer relativen Preisstabilität bei Sach- und Personalkosten aus und passen die Vergütungen regelmäßig nur geringfügig an.“ erläutert Lawall. „Aktuell haben wir aber eine Inflation von acht Prozent und bei den Gaspreisen teilweise eine Verfünffachung der Einkaufspreise für Klinikunternehmen. Diese Kostensteigerungen waren zu Jahresbeginn nicht einkalkuliert.“ Die DEGEMED fordert daher eine unterjährige Anpassung der Vergütungen an die reale Kostensituation. „Alternativ können die Kostenträger auch mit Zuschlägen helfen. Pauschale Zuschläge sind schnell und unbürokratisch.“ empfiehlt Lawall. „Wichtig ist aber vor allem, dass Politik und Kostenträger schnell und entschlossen handeln. Sonst drohen Versorgungsengpässe im kommenden Pandemieherbst!“ warnt Lawall.

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