Koronarangiografie

Jeder Dritte mit Infarkt

Ergebnisse der Versorgungsforschung: Herzkatheter- Untersuchung meistens bei Hochrisiko-Patienten.

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MANNHEIM. In Deutschland wurden im Jahr 2012 etwa 850.000 Herzkatheter-Untersuchungen und perkutane Koronarinterventionen (PCI) vorgenommen.

Über die kardiale Anamnese der Patienten berichtete PD Dr. Kurt Bestehorn aus Dresden kürzlich beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim.

Nach den Daten des "Deutschen Herzberichts 2013" wurde ein Drittel der Patienten, bei denen im Jahre 2012 eine Koronarangiografie gemacht wurde, mit einem Herzinfarkt in die Klinik eingeliefert. Von diesen bekamen fast 60 Prozent eine PCI, 30 Prozent waren es bei denjenigen ohne Akutes Koronarsyndrom.

Insgesamt wurden vier von zehn Herzkatheter-Patienten mit oder ohne Herzinfarkt auch interventionell behandelt.

Wie die vom AQUA-Institut (Angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen) erhobenen Daten zur Qualitätssicherung zeigten, sind Patienten, bei denen eine Herzkatheter-Untersuchung vorgenommen wurde, offensichtlich Hochrisiko-Patienten für eine ischämische Herzkrankheit.

Patienten in Deutschland keineswegs "weniger krank" als in anderen Ländern

Lediglich bei 4,3 Prozent der Patienten seien keine Ischämiezeichen als Indikation für eine elektive Herzkatheter-Untersuchung dokumentiert worden, heißt es im Herzbericht.

12,5 Prozent der Patienten mit einer Koronarangiografie hatten bereits eine manifeste Herzinsuffizienz, 20 Prozent eine Niereninsuffizienz und ein Viertel einen Diabetes mellitus.

In Deutschland seien Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom also keineswegs "weniger krank" als in anderen Ländern, sagte Bestehorn bei dem Kongress. So wurde in Schweden bei 9,7 und in Großbritannien bei 5,3 Prozent der katheterisierten Patienten eine Herzinsuffizienz dokumentiert.

 Trotz schwerer Komorbiditäten hätten die Patienten in Deutschland bessere Überlebenschancen, sagte Bestehorn. Hier betrage die Klinikmortalität bei Herzinfarkt-Patienten vier Prozent, in Großbritannien sei sie doppelt so hoch (8,8 Prozent) und in Schweden mit 5,8 Prozent ebenfalls höher.

Die AQUA-Daten zeigen auch, dass knapp die Hälfte der Patienten, die eine Herzkatheteruntersuchung erhielten (47 Prozent), weder einen Herzinfarkt hatten, noch eine PCI benötigten. Daraus den Schluss zu ziehen, dass in Deutschland leichtfertig zum Herzkatheter gegriffen werden, ließen die Daten des AQUA-Instituts nicht zu, so Bestehorn.

Analysiere man die Daten genauer , so stelle sich heraus, dass bei 77 Prozent dieser Patienten mit der ersten Katheteruntersuchung eine Herzkrankheit diagnostiziert worden ist. (bd)

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