Jeder dritte Klinik-Patient beklagt starke Schmerzen

Schmerzexperten halten die Versorgung für unzureichend. Ein Grund sind fehlende Anreize im Entgeltsystem in Kliniken.

Veröffentlicht:

HAMBURG (di). Zu viele Patienten in Akutkliniken und an der Schnittstelle zur hausärztlichen Versorgung erhalten nach Beobachtung von Experten keine ausreichende Schmerztherapie. Die Datenlage dazu ist spärlich.

Bürokratische Hürden und überholte Vorstellungen vieler Menschen über die Wirkung von Schmerzmitteln und andere Hürden führen nach Erfahrungen von Experten dazu, dass auch heute noch Patienten in Deutschland unnötige Schmerzen erleiden, wenn sie in Akutkliniken oder an der Schnittstelle zur ambulanten Medizin versorgt werden.

An der Schmerztherapie hapert es

Professor Wolfgang Koppert von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verwies auf dem Deutschen Anästhesiecongress in Hamburg auf Befragungen von 3251 Patienten in 25 Kliniken, wonach 29,5 Prozent der operativ und 36,8 Prozent der konservativ versorgten Patienten über moderate bis starke Schmerzen in Ruhe berichteten.

Eine Folgerung aus den Ergebnissen sei, dass auch heute noch in Krankenhäusern zu häufig starke Schmerzen auftreten und die Schmerztherapie konservativ versorgter Patienten schlechter wahrgenommen wird als im postoperativen Bereich.

Bessere Anreize für die Kliniken schaffen

Koppert, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS), sieht ein Problem im fehlenden Anreizsystem für Kliniken, weil zusätzliche Erlöse für eine komplexe Akutschmerztherapie nicht vorgesehen sind.

Damit fehlten vielen Kliniken die finanziellen Möglichkeiten für die Akutschmerzbehandlung, die auf das Engagement einzelner Personen und auf klinikinterne Absprachen angewiesen sei.

Derzeit sei es engagierten Ärzten und Pflegekräften sowie verantwortungsbewussten Klinikträgern vorbehalten, die notwendigen Strukturen zu schaffen. Ursache dafür ist aus Sicht Kopperts auch die unzureichende Datenlage. "Außer der Grundlagenforschung sind insbesondere nationale Forschungsprojekte zur Versorgungsforschung dringend erforderlich", sagte Koppert.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Anteil der PMR-Patientinnen und -Patienten mit anhaltender Remission (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstes steroidsparendes Biologikum bei Polymyalgia rheumatica

Sarilumab schließt eine therapeutische Lücke

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an