Resolution verabschiedet

Kammer Niedersachsen: Beschäftigte in Klinik und Praxis besser vor Gewalt schützen

Die Delegierten der Ärztekammer Niedersachsen appellieren an die künftige Bundesregierung, rasch das Thema Gewalt aufzugreifen. Aktuell könne von einer generalpräventiven Wirkung des Strafrechts keine Rede sein.

Veröffentlicht: | aktualisiert:

Hannover/Berlin.Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) hat am Wochenende in Hannover in einer Resolution die Politik dazu aufgefordert, Beschäftigte in Krankenhaus und Praxis mit einem verschärften Strafrecht besser gegen Gewalttaten im Beruf zu schützen.

Der neue Bundestag müsse sich „schnellstmöglich der Problematik von Gewalt in Arztpraxen, Krankenhäusern und der Gewalt gegen Rettungskräfte“ widmen „und die Beratungen, die in der „alten“ Legislaturperiode keinen Abschluss fanden, wieder aufzunehmen“, heißt es. Die Gesetzesvorschläge seien nie über die erste Lesung im Bundestag hinausgekommen.

Lesen sie auch

Der Ist-Zustand sei „nicht mehr vermittelbar“, hieß es. „Wenn eine Staatsanwaltschaft – wie bereits geschehen – ein Verfahren nach entsprechender Gewalt gegen Praxispersonal nach Paragraf 154 Strafprozessordnung (StPO) einstellt, weil die zu erwartende Strafe (...) nicht beträchtlich ins Gewicht fällt, kann von einer generalpräventiven Wirkung des Strafrechts (...) keine Rede sein.“

Verweis auf die KBV-Erhebung zu Gewalt gegen Ärzte und Beschäftigte im Gesundheitswesen

Die Kammerversammlung berief sich unter anderem auf Umfrageergebnisse der KBV vom September 2024. Danach haben 80 Prozent der Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeitenden im zurückliegenden Jahr verbale Gewalt erlebt. 43 Prozent gaben an, auch körperliche Gewalt erlebt zu haben.

„Dies ist absolut inakzeptabel“, sagte Kammer-Vize Dr. Marion Renneberg. „Als Gesellschaft müssen wir diejenigen, die zum Wohle der Allgemeinheit und insbesondere in der direkten Gesundheitsversorgung arbeiten, bestmöglich schützen.“

Einen ähnlichen Appell setzte am Montag die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ab. „Vor dem Hintergrund der jüngsten Gewalttaten gegenüber Ärzten in Praxen und Krankenhäusern rufen wir die kommende Bundesregierung sowie die Landesregierungen dazu auf, die Betroffenen stärker zu unterstützen und zu schützen“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen der Ärzte Zeitung am Montag. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte müssten auch formell in den Gesetzestext aufgenommen werden.

Laut Gassen bereitet die KBV derzeit eine Folgebefragung in Arztpraxen vor, um – außer der persönlichen Betroffenheit mit dem Thema Gewalt – zu klären,“ ob und was die Kolleginnen und Kollegen unternommen haben – und was dabei letztlich herausgekommen ist“.

Die potenziellen Koalitionäre einer neuen Bundesregierung haben in der Arbeitsgruppe Innen und Recht vereinbart, der strafrechtliche Schutz von Rettungskräften, Polizisten sowie Angehörigen von Gesundheitsberufen solle „verschärft“ werden. (cben/hom)

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Medizinischer Stand der Dinge

Neue Herausgeber der Nationalen Versorgungsleitlinien melden Vollzug

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In Deutschland gibt es immer weniger klinische Forschung. Was Deutschland hingegen zu leisten imstande ist, zeigte sich zuletzt bei der COVID-19-Pandemie: mRNA-basierte Impfstoffe wurden schnell entwickelt und produziert.

© metamorworks / stock.adobe.com

Handlungsempfehlungen

Deutschland-Tempo statt Bürokratie-Trägheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)

Übersicht

Eine Agenda für Seltene Erkrankungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Shared Decision Making ist gerade bei der Diagnostik und Therapie seltener Erkrankungen ein wichtiges Versorgungsprinzip. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© Pixel-Shot / stock.adobe.com

Seltene Erkrankungen

Was auch Patienten tun können

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kein Mythos, aber Relevanz unklar

Wird die virale Sepsis zu schnell diagnostiziert?

Nervenschädigungen

So diagnostizieren Sie die diabetische Neuropathie

Praxisübernahme

Wie es einer Kollegin nach dem ersten Jahr der Niederlassung geht

Lesetipps
Zwei MFA stehen nebeneinander und blicken direkt in die Kamera.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Wettbewerb um Personal

Mit guten Arbeitsbedingungen raus aus der Engpass-Falle bei MFA

Sie kommt relativ oft vor, wird aber oft übersehen: die kardiale autonome diabetische Neuropathie.

© Aleksandra Kuzmina / stock.adobe.com

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko

Eine Hand fängt 500-Euro-Geldscheine auf, die durch die Luft wirbeln.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden