Kassenfinanzen

Kassen bunkern noch 13,6 Milliarden Euro

Bisher mussten die Krankenkassen in diesem Jahr sechs Milliarden Euro an Rücklagen zwangsweise abführen. Das beeinflusst das Finanzergebnis nach drei Quartalen stark.

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Pandemiebedingt sind in den ersten neun Monaten die Arzthonorare bei den 102 Kassen nur um knapp 1,8 Prozent gestiegen. GKV-weit nahmen die Leistungsausgaben inklusive Verwaltungskosten um rund 4,8 Prozent zu.

Pandemiebedingt sind in den ersten neun Monaten die Arzthonorare bei den 102 Kassen nur um knapp 1,8 Prozent gestiegen. GKV-weit nahmen die Leistungsausgaben inklusive Verwaltungskosten um rund 4,8 Prozent zu.

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Berlin. Die GKV verzeichnet in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ein Defizit von 3,17 Milliarden Euro. Die Finanzreserven beliefen sich zum Stichtag Ende September noch auf 13,6 Milliarden Euro.

Das hat das Bundesgesundheitsministerium am Freitag mitgeteilt und bestätigt damit entsprechende Vorabberichte der „Ärzte Zeitung“. Zum Vergleich: im ersten Quartal 2019 bunkerten die Kassen insgesamt noch 21 Milliarden Euro.

Überschüsse weisen nur die Ersatzkassen (70 Millionen Euro) sowie die landwirtschaftliche Krankenversicherung (30 Millionen Euro) aus. Alle anderen Kassenarten verbuchen Defizite – mit Abstand am höchsten fallen sie in der AOK-Familie mit 2,7 Milliarden Euro aus.

Bei den Betriebskrankenkassen beläuft sich das Minus auf 345 Millionen, bei den Innungskassen auf 208 Millionen und bei der Knappschaft auf knapp 23 Millionen Euro (siehe nachfolgende Grafik).

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Rücklagen noch bei 0,58 Monatsausgaben

Aktuell verfügen die 102 demnach im Durchschnitt noch über Rücklagen von 0,58 Monatsausgaben – 0,2 ist die Mindestreserve, die der Gesetzgeber vorgibt. Getriggert wird der sukzessive Abbau der Reserven durch den gesetzlichen Zwang, überdurchschnittlich hohe Rücklagen teilweise an den Gesundheitsfonds abzuführen.

Sechs Milliarden Euro ingesamt haben die Kassen in den drei Quartalen an den Fonds überwiesen. Mit 3,2 Milliarden Euro entfiel davon mehr als die Hälfte auf das AOK-System. Die Ersatzkassen mussten 1,7 Milliarden Euro abgeben, die Betriebskassen rund 590 Millionen, die Innungskassen 360 Millionen und die Knappschaft rund 140 Millionen Euro.

In den ersten neun Monaten gaben die Kassen 211,2 Milliarden Euro aus, dem standen Einnahmen – insbesondere Zuweisungen aus dem Fonds – in Höhe von 208 Milliarden Euro gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Zuwachs von 4,8 Prozent.

Das ist weniger als der Schätzerkreis beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) für das Gesamtjahr erwartet hat (5,7 Prozent). Dabei variiert der Ausgabenanstieg je nach Kassenart zwischen 3,3 (Knappschaft) bis 5,8 Prozent (Betriebskrankenkassen).

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Ausgaben für Ärztehonorare stark unterdurchschnittlich

Die Veränderungsraten bei den großen Ausgabenposten sind stark von der Pandemie beeinflusst. So haben die Ausgaben für Arzthonorare je GKV-Versichertem nur um 1,78 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugenommen. Auch die Wachstumsrate für den stationären Sektor bleibt mit 3,34 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Etwas überdurchschnittlich wachsen die Arzneiausgaben mit 6,21 Prozent.

Vor allem politisch induziert sind die starken Ausgabenschübe bei Heilmittelerbringern (16,41 Prozent) sowie für Zahnersatz (21,5 Prozent) – hier hat der Gesetzgeber die Festzuschüsse erhöht. Auch die Aufwendungen für Früherkennungsmaßnahmen liegen mit 12,53 Prozent stark über der durchschnittlichen Veränderungsrate. (fst)

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