Kassen monieren zu kurze Öffnung der Praxen
BERLIN (sun/af). Die Bundesärztekammer (BÄK) hat den Vorwurf der Kassen, die niedergelassenen Ärzte arbeiteten zu wenig, als "reine Stimmungsmache" zurückgewiesen.
Veröffentlicht:Niedergelassene Haus- und Fachärzte hielten ihre Praxen im Schnitt nur 28,5 Stunden in der Woche geöffnet, verbreitete der GKV-Spitzenverband am Montag. Dies hatte das Marktforschungsinstitut "Forsa" im Auftrag der Kassen in einer repräsentativen Umfrage im Jahr 2009 ermittelt. Das sei eine Erklärung für längere Wartezeiten und den von der Ärzteseite angenommenen Ärztemangel, kommentierte ein Kassensprecher die Meldung.
Nach Ansicht der BÄK verkennt der GKV-Spitzenverband "die Realität". "30 Prozent der Zeit wird von Bürokratie aufgefressen", sagte BÄK-Vize Dr. Frank Ulrich Montgomery der "Ärzte Zeitung". Die Sprechstundenzeiten hätten nichts damit zu tun, "wie lange ein Arzt tatsächlich in der Praxis anwesend ist".
Auf 51 Wochenarbeitsstunden bei Ärzten kommt der Erweiterte Bewertungsausschuss von Ärzten und Krankenkassen. Davon umfassten 44,6 Stunden patientenunmittelbare Tätigkeiten - darunter auch die Zeiten, in denen sich Ärzte mit Befundungen befassen. "Ärzte hätten gerne mehr Zeit für ihre Patienten", so KBV-Chef Dr. Andreas Köhler.
Ärzte arbeiteten 10,6 Stunden jeden Tag, reagierte der NAV-Virchow-Bund auf die Anwürfe der Kassen. Dies habe die Burn-out-Umfrage der Brendan-Schmittmann-Stiftung ergeben. Kopfschütteln auch beim Hartmannbund: Jeder Patient wisse, dass der Arzt arbeite, bis der letzte Patient im Wartezimmer behandelt worden sei - auch nach Ende der offiziellen Sprechzeit.
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