Neiddebatte

Kassen und KV streiten um Honorare in Hamburg

Hamburgs Ärzte sind Gutverdiener - behaupten die Krankenkassen. Während die KV Nachholbedarf anmeldet, legen die Ersatzkassen selbst errechnete Zahlen vor und schieben Honorarprobleme auf die Verteilung.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. "Ein Hausarzt kann schon neidisch werden auf das Einkommen seines radiologischen Kollegen", sagt Hamburgs vdek-Chefin Kathrin Herbst. Sie bezieht sich damit auf Zahlen, die ihr Verband aus verschiedenen Quellen wie Bewertungsausschuss, Statistisches Bundesamt und Finanzministerium hochgerechnet hat.

Diese Zahlen sind nach Auffassung von KV-Vize Walter Plassmann "das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind", weil die vom vdek angenommenen Kosten selbst den KVen nicht bekannt sind.

Laut vdek bleibt Hamburger Radiologen angeblich ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 16.641 Euro im Monat, sie stehen damit an der Spitze der Einkommensskala in der Hansestadt.

Am anderen Ende stehen die Hausärzte: Ihnen bleiben laut vdek 5215 Euro netto. Sie liegen noch einmal deutlich hinter den Kinder- und Jugendärzten, die der vdek mit 7497 Euro veranschlagt.

Rechnung mit bloßen Annahmen?

Vor dem Nettoeinkommen hat der Verband einen Reinertrag pro Praxis errechnet. Darunter fallen alle GKV-Erlöse abzüglich der Praxiskosten.

Plassmann gibt dazu zu bedenken: "Auch ausgefeilte, groß angelegte Befragungen haben noch nicht zu validen Ergebnissen geführt, sondern bislang nur ergeben, dass die Kosten der Praxen in den Arztgruppen erheblich schwanken. Dem vdek muss unterstellt werden, hier mit bloßen Annahmen gearbeitet zu haben."

Ähnlich skeptisch beurteilt er die angenommenen Gesamteinnahmen, da für die Erlöse, die Ärzte außerhalb der GKV erzielen, keine validen Daten vorliegen.

Der vom vdek angegebene Reinertrag liegt in Hamburg über alle Arztgruppen bei 104.158 Euro. Auch hier liegen Radiologen mit fast 186.000 Euro deutlich an der Spitze vor Augenärzten (120.609 Euro). Hausärzte (81.374 Euro) verzeichnen den geringsten Reinerlös.

Für Herbst steht zwar fest, dass Ärzte eine angemessene Bezahlung verdienen und Neiddebatten nicht angebracht sind, sie hält aber einen Vergleich mit anderen freien akademischen Berufen und auch mit anderen Ländern für angebracht. In diesen Vergleichen gibt es nach vdek-Angaben nur wenige Berufsgruppen, die höhere Einkünfte erzielen.

Ihr Vorschlag, die Honorarverteilung zu verändern, geht für Plassmann "völlig am Thema vorbei", weil eine Umschichtung von Fach- zu Hausärzten wegen der strikten Trennung der Honoraranteile ausgeschlossen ist.

Nach Plassmanns Auffassung versucht vdek-Chefin Herbst mit ihren Äußerungen ohnehin, innerärztliche Auseinandersetzungen zu schüren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Es geht um Stimmungsmache

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