COVID-19-Studie

Kaum Corona-Infektionen in Sachsens Schulen

Eine Studie zur Häufigkeit von SARS-CoV-2-Infektionen an den Schulen im Freistaat bestätigt das im Testzeitraum geringe Risiko. Das Kultusministerium sieht freie Bahn für Präsenzunterricht nach den Sommerferien.

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Die Ergebnisse der Corona-Schulstudie in Sachsen veranlassen das Kultusministerium, auf die Einhaltung des Mindestabstands nach den Sommerferien zu verzichten.

Die Ergebnisse der Corona-Schulstudie in Sachsen veranlassen das Kultusministerium, auf die Einhaltung des Mindestabstands nach den Sommerferien zu verzichten.

© Sebastian Willnow / dpa

Leipzig. Kurz nach der Schulöffnung Mitte Mai in Sachsen sind an ausgewählten Schulen des Freistaats bei Schülern und Lehrern keine aktuellen Erkrankungen an COVID-19 und nur wenige Fälle mit positiven Antikörpertests festgestellt worden.

Das ergab eine Studie der Kinderklinik der Universitätsklinik Leipzig, die am Montag vorgestellt wurde. Für die Untersuchung seien von Ende Mai bis Ende Juni an 19 Schulen in fünf Städten im Freistaat 2599 Rachenabstriche genommen worden, wovon keiner positiv gewesen sei. Untersucht wurden Grundschüler der zweiten und dritten Klassen sowie Gymnasiasten der sechsten und zehnten Klassen und deren jeweilige Lehrer.

Seroprävalenz von Antikörpern 0,6 Prozent

Für die Studie wurden außerdem bei 2344 Blutproben Antikörpertests auf eine überstandene COVID-19-Erkrankung ausgewertet. Davon seien 14 positiv gewesen, was einem Anteil von 0,6 Prozent entspreche.

Die 14 positiven Blutproben sollen noch einem Neutralisationstest zur besseren Beurteilung der Wirksamkeit der gefundenen Antikörper gegen das Corona-Virus unterzogen werden. Dies stehe allerdings ebenso noch aus wie ein zweiter Elisa-basierter Antikörpertest, der ebenfalls noch folgen solle.

Professor Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Leipzig, sagte, die gefundene Seroprävalenz von Antikörpern sei „mit 0,6 Prozent vergleichbar mit der derzeitigen Studienlage in Sachsen, aber auch in den anderen Bundesländern in Deutschland“. Das Gesamtergebnis der Antikörperbestimmungen decke sich unter anderem mit einer vor drei Wochen vorgestellten Schulstudie der Universitätsklinik Dresden. Dort waren bei Untersuchungen ebenfalls im Mai und Juni bei 2045 Proben zwölf positive Fälle festgestellt worden. Dies entspricht ebenfalls rund 0,6 Prozent seropositiven Fällen.

Folgeerhebungen geplant

Kiess schränkte ein, dass sich „bis auf wenige notbetreute Kinder und deren Betreuer die gesamte Schulbelegschaft in Sachsen“ von Mitte März bis Mitte Mai nicht in der Schule befunden hatte und „wir somit nur einen kleinen Zeitraum der Wiedereröffnung der Schulen nachuntersucht haben“.

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Der Klinikdirektor hält es daher für wichtig, die geplanten Folgeerhebungen direkt nach den Sommerferien im September und den Herbstferien im November „mit möglichst hoher Beteiligung in den bereits untersuchten Schulen umzusetzen. Denn mit diesen Verlaufsdaten lasse sich eine noch bessere Prognose abgeben.

Die Leipziger Mediziner fragten zudem 900 Kinder und Jugendliche nach psychischen Folgen der Schulschließungen. Beklagt wurde laut Kiess ein Verlust von Lebensqualität „und Fröhlichkeit“, vor allem in Familien mit Armut und niedriger Bildung. „Die fehlende Tagesstruktur, nicht aufstehen zu müssen für die Schule, wird als Verlust angesehen.“ Dazu kämen ein massiver Anstieg der Mediennutzung und Kontaktverlust zu Gleichaltrigen.

Psychische Belastungen

Corona löse zudem Sorgen um Familie und Zukunft aus, bei Mädchen vorrangig auch um die Gesellschaft. „Über ein Fünftel der Kinder findet, dass das Leben nie wieder so sein wird wie vor COVID-19“, so Kiess. „Und drei Viertel sagten von sich aus, ich möchte bitte wieder in die Schule gehen.“

Kultusminister Christian Piwarz (CDU) nahm die Studie zum Anlass, um mitzuteilen, dass nach den Sommerferien in Sachsen an den Schulen ein Normalbetrieb stattfinden werde, dabei kein Mindestabstand von 1,5 Metern mehr gelte und „Schulschließungen nur die Ultima ratio“ seien.

Schulschließungen sollten dann ausschließlich von Gesundheitsämtern und erst bei Fallzahlen von mindestens 36 Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern je Woche angeordnet werden können. (sve/dpa)

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