„Lebensgefährdende Engpässe“
Kinder- und Jugendärzte warnen vor Zusammenbruch der Versorgung in Berlin
Die Versorgungslage von Kindern und Jugendlichen in Berlin sei schlimmer als vor einem Jahr, beklagen pädiatrische Fachgesellschaften. Es knirsche an vielen Ecken und Enden.
Veröffentlicht:Berlin. Fachgesellschaften warnen vor einem Kollaps der ambulanten und stationären Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Berlin.
„Schon im letzten Winter kam es zu gesundheits- und lebensgefährdenden Engpässen in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen, diese mussten teilweise schwerstkrank über hunderte Kilometer verlegt werden, weil es keinen Platz mehr in einer Berliner Kinderklinik gab“, sagte Professor Herrmann Josef Girschick vom Berliner Landesverband leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Landesverband (VLKKD) am Dienstag.
In den Folgemonaten hätten sich Verbände gemeinsam mit der Politik um Lösungen bemüht, eine ähnliche Situation in der aktuellen Infektsaison zu verhindern. Heute müsse man feststellen, dass die jetzige Ausgangslage schlechter sei als im vergangenen Winter, so Girschick.
Es stünden noch weniger Betten für Kinder und Jugendliche in der Regel- und Intensivversorgung zur Verfügung als vor einem Jahr.
Maske: Brauchen mehr Ausbildungsplätze
Jakob Maske vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) rief die Landespolitik dazu auf, „umgehend“ Schritte für eine sichere Versorgung von Kindern und Jugendlichen einzuleiten.
Dazu gehöre, für genügend Ausbildungsplätze für Gesundheits- und Kinderkrankenpflegefachkräfte zu sorgen. Dies könne durch eine Verpflichtung der Klinikträger geschehen, junge Menschen auszubilden.
Auch bedürfe es einer ausreichenden Finanzierung der stationären Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die aktuellen Vergütungszuschläge seien nicht ausreichend oder würden nicht zweckgebunden verwendet. Mit Blick auf die ambulante Versorgung forderte Maske, den Orientierungspunktwert analog der Inflationsrate anzupassen. Dies wirke einem Reallohnverlust entgegen, so der Pädiater. (hom)