Kinderärzte: Einzelpraxen haben ausgedient

Weniger Kinder - weniger Kinderärzte? Diese Gleichung geht nicht auf. Grund ist der extrem hohe Anteil an Frauen unter den angehenden Pädiatern. Und die meisten von ihnen haben keine Lust darauf, sich niederzulassen, hieß es beim Herbstkongress des BVKJ.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:
Immer mehr Frauen streben in die Pädiatrie - präferiert wird die Arbeit im Angestellten-Status.

Immer mehr Frauen streben in die Pädiatrie - präferiert wird die Arbeit im Angestellten-Status.

© nyul / fotolia.com

BAD ORB. Zum ersten Mal sind im Jahr 2011 mehr Kinder- und Jugendärzte in Gemeinschaftspraxen und Praxisgemeinschaften tätig als in Einzelpraxen. In der Einzelpraxis sieht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) für Pädiater daher keine große Zukunft mehr.

85 Prozent der Befragten waren Ärztinnen

Grund für diese Skepsis sind unter anderem die Ergebnisse einer Umfrage unter knapp 200 Weiterbildungsassistenten, die Professor Ronald Schmid beim Herbstkongress des BVKJ in Bad Orb vorgestellt hat. 85 Prozent der Befragten waren Ärztinnen.

Dabei scheuen die meisten angehenden Pädiater nicht nur die Einzelpraxis, sondern ganz grundsätzlich die Niederlassung. Fast drei Viertel der Befragten Assistenten würden eine Tätigkeit als angestellte Ärztinnen und Ärzte - zum Teil sogar auch in der ambulanten Versorgung - vorziehen.

Denn die meisten sind überzeugt davon, dass die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Aufbau einer eigenen Praxis erheblich beeinträchtigt.

Zunehmender Frauenanteil in der Pädiatrie

Sechs von zehn Pädiatern in Weiterbildung könnten sich daher gut eine Tätigkeit als Angestellte in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) vorstellen, da ihnen dort zumindest die Option auf eine Teilzeittätigkeit offensteht. Dafür würden die meisten auch die Vorteile einer freiberuflichen Tätigkeit - selbständigeres Arbeiten und Unabhängigkeit - aufgeben.

Der zunehmende Frauenanteil in der Pädiatrie sowie der starke Wunsch nach Teilzeitstellen werden nach Angaben von Schmid dazu führen, dass trotz sinkender Geburtenzahlen künftig der Bedarf an Pädiatern nicht abnimmt.

Es könnten künftig gut 20 Prozent mehr Pädiater benötigt werden

Im Gegenteil: Da die ärztliche Arbeitsleistung von Frauen nach Erhebungen der Bundesagentur für Arbeit wegen der reduzierten Arbeitszeiten bei 72 Prozent des Arbeitspotenzials der männlichen Kollegen liegt, würden angesichts des extrem hohen Frauenanteils in der Kinder- und Jugendmedizin künftig sogar gut 20 Prozent mehr Pädiater benötigt werden.

Eine insgesamt höhere Vergütung für die Berufsgruppe wäre dann allerdings nicht erforderlich, da die zur Verfügung stehenden Honorare der Pädiater nur auf mehr Köpfe verteilt würden.

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