SARS-CoV-2

Kinderärzte sprechen sich für Schulöffnung aus

Pädiater, Pädagogen und Psychologen machen sich für Präsenzunterricht nach den Ferien stark. Kinder seien von SARS-CoV-2 deutlich weniger betroffen als Erwachsene, litten aber sehr stark unter den Folgen der Pandemie, so die Experten.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Schule, ich komme: So manches Kind würde sich nach der langen Zeit zu Hause wohl wieder gerne auf den Weg zur Schule machen.

Schule, ich komme: So manches Kind würde sich nach der langen Zeit zu Hause wohl wieder gerne auf den Weg zur Schule machen.

© Konstantin Yuganov / stock.adobe.com

Berlin. Für die Öffnung von Kindergärten und Schulen nach den Sommerferien haben sich unter anderem Kinderärzte, Pädagogen und Psychologen in einer gemeinsamen Stellungnahme ausgesprochen.

Die sechs Organisationen, zu denen die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) zählt, setzen sich für eine kontrollierte Wiederaufnahme des regulären Betriebs von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen ein. Angemessene Schutzmaßnahmen vorausgesetzt.

„Keiner der in Deutschland gewählten Schritte gegen die Corona-Pandemie betrifft so viele Menschen wie die Schließung von Kita und Schule: Wir sprechen hier von elf Millionen Kindern, denen in den letzten Monaten enorme Einschränkungen zugemutet wurden“, sagt Professor Berthold Koletzko von der DGKJ.

Dabei würden sich die aktuellen Pandemiepläne an Influenza-Erkrankungen orientieren, bei denen Kinder besonders stark betroffen seien. Im Gegensatz dazu sei die Zahl der durch SARS-CoV-2 infizierten und der symptomatisch erkrankten Kinder im Vergleich zu Erwachsenen sehr niedrig, so Koletzko.

„Geringe Rolle als Überträger“

Nach aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts traten nur 2,7 Prozent der bekannten SARS-CoV-2-Infektionen in Deutschland bei Kindern unter zehn Jahren und lediglich fünf Prozent im Alter zwischen 10 und 19 Jahren auf, so die Autoren. Das Risiko schwerer Verläufe sei bei Kindern und Jugendlichen extrem niedrig.

Unter den mehr als 9000 in Deutschland bekannten COVID-19-Todesfällen seien nur zwei Kinder im Alter bis neun Jahre und zwei weitere im Alter zwischen 10 und 19 Jahren gewesen.

Auch Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen, die gut behandelt werden, scheinen kein erkennbar erhöhtes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung zu haben, heißt es.

Die derzeit vorliegenden Daten sprächen zudem dafür, dass Kinder als Überträger von SARS-CoV-2 eine geringere Rolle spielen, als bisher angenommen wurde, schreiben die Autoren.

Komplette Schließungen möglichst vermeiden

Aufgrund dieser Erkenntnisse geben die Experten unter anderem folgende Empfehlungen:

  • Erziehungs- und Bildungseinrichtungen sollen unter Beachtung von Hygieneregeln mit möglichst geringen Einschränkungen öffnen. Zusätzlich sollen verbindliche Pläne entwickelt werden, wie Einschränkungen im Präsenzbetrieb bei steigenden Infektionszahlen auf das absolut notwendige und regional begrenzte Minimum reduziert werden können. Eine vollständige Schließung soll durch Testungen und Nachverfolgungen möglichst vermieden werden.
  • Digitale Bildungsangebote sollen didaktisch hochwertig und verlässlich angeboten werden. Die notwendige Infrastruktur und die technischen Hilfsmittel seien für alle Kinder und Jugendlichen bereitzustellen. Lehrkräfte müssen in der didaktisch sinnvollen Nutzung digitaler Medien geschult werden.
  • Kinder und Jugendliche, die von Einschränkungen besonders betroffen sind, müssen gezielt gefördert und individuell unterstützt werden.
  • Kinder und Jugendlichen sowie Angehörigen des pädagogischen Personals, die Risikogruppen angehören, soll eine bestmögliche Teilnahme am Kita- oder Schulleben ermöglicht werden, zum Beispiel mittels individueller Risikoabschätzung und gegebenenfalls besonderer Schutzmaßnahmen.
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Kommentare
Thomas Prouschil 31.07.202010:22 Uhr

Ich als Facharzt für Kinder - und Jugendmedizin schließe mich dieser Empfehlung nicht an. Was ich hier bei meinen täglichen Vorsorgen erlebe, zeigt ein ganz anderes Bild. In gefühlt 70 - 80 % d.F. ein Anstieg des BMI, in Notdienst eine Zunahme der chirurgischen Fälle , aber ansonsten nahezu keinerlei negative Beeinflußung durch die Schließungen. Bei den Kindern wohlgemerkt. Meine Erfahrung dieser Tage zeigt mir, dass tatsächlich einige meiner kleinen Patienten von einer deutlich individuelleren Betreuung in Kleingruppen profitieren. Bei Rücksprache mit Heilpädagogen und Kinderpsychologen wurden mir diese Eindcrücke bestätigt. Sicherlich gibt es auch andere Fälle, in denen es insbesondere wichtig wäre, das Schule oder Kindergarten eine gewisse Kontrolle über das Kind haben. Aber bei den doch wenn auch in Einzelfällen beschrieben schwersten Verläufen auch in diesen Altersgruppen, halteb ich diese gen. Empfehlung für falsch.

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