Sachsen
Kliniken: Möglichst rasch Patienten verlegen
Um Kapazitäten für Coronapatienten zu schaffen, sollen Patienten aus den Kliniken jetzt in Reha- und Pflegeeinrichtungen untergebracht werden.
Veröffentlicht:Leipzig. Die Kliniken in Sachsen wollen so viele Patienten wie möglich in Rehakliniken oder Pflegeheime verlegen, um Platz für Betten für Corona-Patienten zu schaffen.
„Wenn es nach uns ginge und für uns Rechtssicherheit bestünde, könnte dies in den kommenden zehn Tagen passieren“, sagte Stephan Helm, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen. „Wir arbeiten hier mit dem Begriff der Unverzüglichkeit.“
Sachsen mit 79 Kliniken
Von den 79 Kliniken im Freistaat sind drei Krankenhäuser als Maximalversorger und neun als Schwerpunktversorger eingestuft. Der Rest sind Kliniken der Regelversorgung. Frank Ohi, Vorstand der Elblandkliniken mit Sitz in Meißen, sprach von Verlegungen von Patienten in „Häuser mit niedrigerer Behandlungsintensität“. Dazu zählen laut Helm Rehakliniken, chirurgische Kliniken und manche Pflegeheime.
Einrichtung von Corona-Ambulanzen
An Kliniken in Chemnitz, Dresden, Leipzig und Meißen sind Corona-Ambulanzen eingerichtet worden, wo Verdachtsfälle auf Corona getestet werden.
„Die Krankenhäuser übernehmen die Aufgaben des ambulanten KV-Bereichs“, schätzte Professor Christoph Josten, medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig, ein. Die KV Sachsen sei nicht in der Lage, Betreuung sicherzustellen.
„Die KV hat keine Ressourcen, um eine solche Pandemie zu bewältigen“, ergänzte Josten.
Zahnärzte mit Angst vor Ansteckung
Der kaufmännische Vorstand des Universitätsklinikums, Robert Jacob, berichtete davon, dass Patienten mit akuten Zahnschmerzen sich am Uniklinikum behandeln ließen, weil niedergelassene Zahnärzte sie aus Angst vor einer Ansteckung mit Corona nicht mehr behandeln wollten.
Bei den Tests orientierten sich die Corona-Ambulanzen der Kliniken an den Definitionen des Robert Koch-Instituts, welche Menschen dazu zugelassen werden.
Zahl der Tests soll erhöht werden
„Wenn ein 25-Jähriger drei Stunden in der Schlange einer Corona-Ambulanz stehen kann, ist er zu Hause besser aufgehoben“, ergänzte Josten. Er kündigte an, dass die Zahl möglicher Tests in den kommenden Tagen erhöht werden solle.
Das Universitätsklinikum Leipzig könne bisher bis zu 1000 Tests an einem Tag auswerten und führe aktuell täglich etwa 200 Tests durch.
Dauerhaft mehr Intensivbetten
Vorstand Jacob sprach sich dafür aus, dass künftig dauerhaft doppelt so viele Intensivbetten wie bisher für den Fall einer abermaligen Pandemie in Kliniken vorgehalten würden.
„Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dann Intensivbetten in Normalzeiten auch oft leer stehen“, fügte Jacob an. „Aber wir brauchen sie für Pandemien.“
Geschäftsführer Helm sprach von einer Forderung, die generell für die Kliniken in Sachsen gelte und kleidete dies in die Worte, dass die „Krise als Chance zu begreifen sein“ solle. (sve)