Personalnot

Kliniken am Limit

Immer weniger Personal, immer mehr Patienten: Die Beschäftigten in Deutschlands Kliniken arbeitet am Limit. Allein in der Pflege fehlen fast 70.000 Vollzeitstellen.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Pflegekräfte in der Klinik: Laut Verdi sind sie Mangelware.

Pflegekräfte in der Klinik: Laut Verdi sind sie Mangelware.

© Peter Steffen / dpa

BERLIN. In den etwa 2000 Krankenhäusern in Deutschland fehlen 162.000 Vollzeitstellen - damit steige die Arbeitsbelastung in Kliniken zunehmend. Zudem sei eine qualitativ gute Versorgung gefährdet. Davor hat die Vereinte Dienstleistungsgesellschaft (Verdi) am Mittwoch in Berlin gewarnt.

Basis für diese Annahme ist eine telefonische Befragung von Mitarbeitern in bundesweit 200 Krankenhäusern. Befragt wurden die Beschäftigten von öffentlichen, privaten und gemeinnützigen Kliniken.

Demnach zeige sich, dass 8300 Personalstellen verteilt über alle Beschäftigungsgruppen fehlten. Die Umfrageergebnisse seien bundesweit für alle Krankenhäuser hochgerechnet worden, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke am Mittwoch in Berlin.

Allein 70.000 Stellen fehlten in der Pflege. Zusätzliche Pflegestellen seien aber für eine gute Patientenversorgung bei gleichzeitig fairen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten notwendig.

Auch Pflegeexperten warnen seit Jahren, vor dem Fachkräftemangel: Allerdings gehen sie von einer deutlich geringeren Zahl aus. Sie schätzen, dass etwa 30.000 Pflegekräfte fehlen.

Länder in der Pflicht

Die Umfrageergebnisse lassen allerdings viele Fragen offen: Für die anderen Berufsgruppen wie Ärzte seien keine genaueren Angaben möglich, wie viele Vollzeitstellen fehlten, sagte Niko Stumpfögger, ebenfalls von Verdi. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund warnt seit Jahren, dass etwa 5000 Stellen an Krankenhäusern unbesetzt seien.

Auch in Bezug auf die einzelnen Regionen oder den Krankenhausträgertyp liefert die Umfrage von Verdi keine genauen Ergebnisse.

Trotzdem spiegeln die Ergebnisse nach Ansicht von Paschke den Unmut der Kliniken wider: Das Personal arbeite am Limit, bereits jetzt schiebe es bundesweit etwa eine Millionen Überstunden vor sich her.

Verdi fordert daher eine gesetzliche Personalbemessung für Krankenhäuser, sprich: damit wäre genau festgelegt, wie viel Personal pro Station gebraucht wird. "Der Wettbewerb der Krankenhäuser um immer geringeren Personaleinsatz und niedrigste Fachkräftequote muss beendet werden", so Paschke.

Zudem sieht Verdi vor allem die Länder in der Pflicht: Sie seien ihren Aufgaben in den vergangenen Jahren nicht nachgekommen, daher gebe es inzwischen einen Investitionsstau an Krankenhäusern von 56 Milliarden Euro. Die Arbeit von Pflegern werde zudem zu schlecht bezahlt, so Paschke. Eine Aufwertung sei längst überfällig.

Die schwarz-gelbe Koalition hatte auf dem Krankenhausgipfel in Berlin ihre Bereitschaft signalisiert, Kliniken finanziell zu entlasten.

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Kommentare
Guido Fleger 21.02.201315:33 Uhr

Kliniken am Limit und Milliardenüberschüsse der Kassen

Kliniken am Limit und Milliardenüberschüsse der Kassen?

Als medizinischer Laie und interessierter Leser der ÄZ gelingt mir da nur noch ein verständnisloses Kopfschütteln.

Tina Hartmann 21.02.201310:35 Uhr

Kliniken am Limit - Gesundheit ist mehr als Pflege

Ohne die Arbeit von Verdi zu schmälern - warum tauchen nur Befragungszahlen aus dem Bereich der Pflegeberufe auf? Auch zu anderen Berufsgruppen, wie den medizinisch-technischen Berufen, liegen bereits seit 2009 Zahlen aus einem Gutachten des DKI vor. So sind derzeit in der Krankenhäusern ca. 20% der Vollzeitstellen für medizinisch-technische Radiologieassistenten/innen unbesetzt. Der ambulante Versorgungssektor wurde dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Und in diesen Berufsgruppen sind die Voraussetzungen noch schlechter: schulische Ausbildung ohne Vergütung, kein Zugang zu akademischen Bildungsmöglichkeiten im Rahmen der Modellklausel (obwohl die Notwendigkeit aus dem Gutachten hervor geht), im Vergleich zu den Pflegekräften z.T. eine deutlich schlechtere Vergütung für Berufseinsteiger...

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