"Kodierrichtlinien durch die Hintertür wieder eingeführt"

STUTTGART (fst). Mit dem Beschluss der KBV-Delegierten für einen Finanzausgleich zwischen den KV-Regionen werden die Ambulanten Kordierrichtlinien (AKR) wieder "durch die Hintertür eingeführt". Davon zeigt sich Baden-Württembergs KV-Chef Dr. Norbert Metke überzeugt.

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KV-Chef Metke: Die AKR kommen - durch die Hintertür.

KV-Chef Metke: Die AKR kommen - durch die Hintertür.

© Rudel

Die KBV-Vertreter hatten sich am Dienstag - gegen den Widerstand aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern - dafür ausgesprochen, zwischen 2013 und 2015 rund 500 Millionen Euro zwischen den KV-Regionen umzuverteilen. Die Entwicklung der Morbidität lasse sich nun einmal am besten über die AKR abbilden, sagte Metke der "Ärzte Zeitung".

Erst im März hatte die KBV-VV sich in einem aufsehenerregenden Beschluss dafür ausgesprochen, die AKR nur in Modellpraxen einzuführen.

Metke fürchtet, dass durch die jüngste Entscheidung der Delegiertenmehrheit dazu führt, dass die KVen belohnt werden, in denen alle Ärzte die AKR anwenden - nicht nur eine Auswahl an Modellpraxen.

Die Morbidität als alleiniger Faktor sei ungeeignet, um die Leistungskraft der Ärzte abzubilden. Wenn die Morbidität der Patienten in einer Region als Folge einer überdurchschnittlich guten Versorgung sinkt, würden Ärzte dafür bestraft.

Durch die jüngste Entscheidung rechnet der KV-Chef damit, dass Baden-Württemberg etwa 20 Millionen Euro pro Jahr an den Ausgleichstopf abgeben muss. Metke erinnerte daran, dass die Gesamtvergütung im Südwesten zuletzt um rund 130 Millionen Euro gesunken sei, andere Regionen dagegen Zuwachsraten von über zehn Prozent verbuchen konnten.

Die Mehrheit der KBV-Vertreter hatte die Debatte nach wenigen Minuten per Antrag unterbunden. Metke zeigt sich empört über die fehlende Diskussionskultur: "Wir haben kein Problem mit Mehrheitsbeschlüssen." Wenn die Diskussion von Vorschlägen einer Minderheit unterbunden werde, verkomme die Vertreterversammlung zur "Farce".

Metke kündigte an, dass sich Baden-Württemberg mit den anderen Partner-KVen an der KBV vorbei an die Politik wenden werde. "Es stellt sich die Grundfrage, ob die KBV überhaupt noch geeignet ist, die Länder-KVen zu vertreten." Die Delegierten der vier oppositionellen KV-Regionen, die mehr als 50.000 Vertragsärzte repräsentieren, würden "systematisch ausgegrenzt".

Metke prognostizierte als Folge der jüngsten KBV-Beschlüsse, dass Ärzte in den Regionen, aus denen Geld abfließt, in Selektivverträge abwandern werden.

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