Demenzkranke

Kooperation als Antwort auf den Ärztemangel

Die steigende Zahl von Demenzpatienten ist für sich genommen nicht die einzige Herausforderung - auch die sinkende Arztzahl zwingt zu neuen Versorgungsformen.

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MÜNSTER. Die steigende Zahl der Patienten mit einer Demenzerkrankung ist für sich genommen keine außergewöhnliche Herausforderung für das Gesundheitswesen.

Das wird sie erst durch das Zusammentreffen dem Nachwuchsmangel in der Allgemeinmedizin und dem hohen Altersdurchschnitt in der Fachgruppe der Nervenärzte. Darauf hat der Vorsitzende der KV Nordrhein (KVNo) Dr. Peter Potthoff aufmerksam gemacht.

"Wir müssen die Versorgung von Demenzpatienten besser strukturieren", sagte Potthoff bei der Auftaktveranstaltung zum Aktionsjahr "Demenz im Blick" der Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe in Münster.

In Nordrhein würden nach der derzeitigen Prognose bis zum Jahr 2025 pro Jahr 2500 Patienten mit Demenz zusätzlich versorgt werden. "Das ist kein Katastrophenszenario", sagte Potthoff.

Um die Versorgung trotz abnehmender Arztzahlen sicherzustellen, müssten aber Hausärzte, Fachärzte und Kliniken besser zusammenarbeiten und die Kooperation mit weiteren Akteuren suchen. Zudem sollten die Ärzte die pflegenden Angehörigen besser einbinden als bisher und die Medizinischen Fachangestellten viel kompetenter machen.

KV gefordert

Auch die KVen sieht Potthoff in der Pflicht. Ihre Aufgabe ist es, Fortbildungen zum Thema für Ärzte und Psychotherapeuten anzubieten, Arbeitshilfen für die Praxen bereitzustellen und Demenz als Querschnittsthema aufzugreifen.

Unterstützung für den Praxisalltag gehöre zu den Dingen, die sich Hausärzte für die frühe Begleitung von Menschen mit Demenz wünschen, sagte Professor Dr. Stefan Wilm, Hausarzt in Köln und Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uniklinik Düsseldorf.

Hilfreich seien etwa Gesprächsleitfäden für die Angehörigenberatung, Argumentationshilfen zur Annahme von Unterstützungsangeboten, eine Übersicht über lokale Angebote oder eine Empfehlung zum Vorgehen bei der Prüfung der Fahreignung.

Für wichtig hält der Allgemeinarzt auch den Austausch auf Augenhöhe im Qualitätszirkel. "Themen für diesen Austausch sind die Früherkennung, die Medikation, der Umgang mit Angehörigen, die Fahrtauglichkeit und die Kooperation mit anderen Berufsgruppen."

Die häufig gehörte Aussage, Demenz sei ein hausärztliches Alltagsthema, ist für Wilm ein Mythos. "Die frühe Demenz hat eine geringe Priorität für den Hausarzt."

In seiner Praxis mit 1200 Scheinen seien nur sieben bis acht Patienten betroffen, berichtet der Institutsleiter. (iss)

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