Großbritannien
Krank bei Reisen in EU-Länder? Britische Regierung kündigt Hilfen für ihre Bürger an
Vor allem im Fall eines No-Deals will die britische Regierung bestimmte Behandlungskosten von in die EU reisenden Patienten übernehmen.
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Schafft Britanniens Premier Boris Johnson in letzter Minute noch einen Deal mit der EU? Das wäre auch für die Gesundheitsversorgung reisender Briten wichtig.
© Matt Dunham/AP Pool/dpa
London. Weniger als zwei Wochen vor dem Ende der Brexit-Übergangsfrist hat die Londoner Regierung britischen Patienten, die im kommenden Jahr nach Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland oder in andere EU-Länder reisen wollen, zugesichert, „in jedem Fall die Kosten für bestimmte Behandlungen“ zu übernehmen. Die Zusicherung werde besonders im Fall eines No Deal-Brexit greifen.
Solange Großbritannien noch Teil der europaweiten European Health Insurance Card (EHIC) ist, was nur noch bis zum 31. Dezember der Fall ist, solange ist die Gesundheitsversorgung für Briten, die in andere EU-Länder reisen, sicher gestellt.
Da es aber nach wie vor keine Einigung zwischen London und Brüssel über die Ordnung der künftigen Beziehungen gibt und die Zeit inzwischen sehr drängt, kündigte die Londoner Regierung an, vom 1. Januar 2021 an weiterhin Behandlungskosten der in die EU reisenden britischen Patienten abzudecken. Allerdings gilt dies nicht uneingeschränkt.
Voraussetzung ist Anspruch auf NHS-Leistung
„Besonders für chronisch kranke Patienten und ältere Patienten ist eine Auslandsreise mit hohem Risiko verbunden“, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Edward Argar im Unterhaus. „Wenn es bis zum Jahresende keinen Deal mit der EU geben sollte, werden wir auch weiterhin die Behandlungskosten aller anspruchsberechtigten britischen Staatsbürger im Krankheitsfall in der EU übernehmen.“
Das gelte zum Beispiel für Patienten, die bestimmte Chemotherapien oder auch Dialysen im europäischen Ausland benötigten. Voraussetzung sei aber, dass der Patient britischer Staatsbürger sei und zugangsberechtigt ist für Leistungen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS), so Argar. Diese Regelung sei „zunächst auf zwölf Monate“ befristet.
Britische Ärzte- und Patientenverbände begrüßten die Ankündigung und zeigten sich erleichtert. Viele Briten sind verunsichert, wie ihre Gesundheitsversorgung künftig bei Auslandsreisen in die EU geregelt sein wird.
Beobachter in London rechnen damit, dass Großbritannien im Fall eines No Deal-Brexit versuchen wird, mit beliebten Reiseländern wie Spanien, Frankreich oder Italien bilaterale Abmachungen auszuhandeln. (ast)