Nordrhein-Westfalen

Krankenhäuser nicht pauschal abbauen!

Die Krankenhausgesellschaft NRW fordert, sich bei der Krankenhausplanung an den Bedürfnissen der Bevölkerung zu orientieren. Das Landesgesundheitsministerium hat zur Planung ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Wie viele Klinken in NRW werden gebraucht? Antwort soll die Krankenhausplanung geben.

Wie viele Klinken in NRW werden gebraucht? Antwort soll die Krankenhausplanung geben.

© Blue Planet Studio / stock.adobe.com

DÜSSELDORF. Die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen warnen vor einem Kahlschlag. Primäres Ziel der künftigen Krankenhausplanung darf nicht der Kapazitätsabbau sein, betont die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW). Stattdessen müsse es um Versorgungskonzepte gehen, die sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren.

„Die Zeit der kalten Strukturbereinigung müssen wir hinter uns lassen“, forderte KGNW-Präsident Jochen Brink anlässlich der Präsentation eines Grundsatzpapiers zur Krankenhausplanung bei einer Tagung des NRW-Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD). Strukturabbau allein sei keine Krankenhausplanung, betonte Brink. „Die Wahlfreiheit des Krankenhauses für die Bürgerinnen und Bürger muss auch zukünftig gegeben sein.“

Ministerium prüft Gutachten

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will den neuen Krankenhausplan auf eine Analyse der Versorgungssituation und des künftigen Bedarfs stützen. Dafür hat er ein Gutachten bei der Beratungsgesellschaft „Partnerschaft Deutschland GmbH“ und Professor Reinhard Busse vom Fachbereich Gesundheitsmanagement der Technischen Universität Berlin in Auftrag gegeben. Es soll inzwischen beim Ministerium liegen und intern geprüft werden.

Sorgen machen den Klinikvertretern die bekannten Positionen von Gutachter Busse. Er war einer der Autoren des viel diskutierten Diskussionspapiers der Leopoldina zur Krankenhausversorgung und hält in Deutschland 300 bis 400 Kliniken für ausreichend.

Das Herunterbrechen des rechnerischen Ansatzes von einer Klinik pro 250.000 Einwohner auf NRW würde die Zahl der Häuser von aktuell 344 auf 80 bis 90 reduzieren. „Ein solches Vorgehen ist aus unserer Sicht undifferenziert und wird den regionalen Besonderheiten nicht gerecht“, sagte der VDK-Landesvorsitzende Wolfgang Müller. Man dürfe keine Kapazitäten abbauen, die künftig wieder gebraucht werden, sagte Brink.

Die KGNW will sich aber notwendigen Schließungen nicht verschließen und sich in die Strukturveränderungen aktiv einbringen. Sie sollten aber vor Ort entwickelt und die lokalen Akteure frühzeitig eingebunden werden. „Dieser Prozess muss unter der politischen Federführung des Landes koordiniert und verantwortet werden“, heißt es in dem Grundsatzpapier.

Kliniken zu Gesundheitszentren

Für notwendig hält die Gesellschaft Fortschritte bei der sektorübergreifenden Versorgung. Sie plädiert für den Ausbau von Kliniken zu Gesundheitszentren, die neben der dezentralen hausärztlichen Versorgung zur Anlaufstelle für die Menschen vor Ort würden. Ergänzt werden sollte ihre Arbeit durch krankenhausgestützte „Medizinisch-Pflegerische Versorgungszentren“, so die KGNW.

Ein solches Vorgehen ist aus unserer Sicht undifferenziert und wird den regionalen Besonderheiten nicht gerecht.

Wolfgang Müller NRW-Landesvorsitzender des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands zum rechnerischen Ansatz: Eine Klinik pro 250.000 Einwohner.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Egon Schumann 05.07.201907:36 Uhr

„Die Wahlfreiheit des Krankenhauses für die Bürgerinnen und Bürger muss auch zukünftig gegeben sein.“

Was wählt ein Bürger? Ein Krankenhaus, einen Arzt, eine Behandlung? Im wesentlich sind mir drei Fragen von Patienten/Bürgern aufgefallen, Herr Doktor was fehlt mir? Was hilft mir? Wann darf ich Heim? Wenn sich Krankenhäuser, egal wo in der Republik, sich dieser Bedürfnisse bewusst werden und Ihre Dienstleistung danach glaubhaft ausrichten, wäre es wünschenswert diese Kliniken zu fördern. Egon Schumann

Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren