Bayern

Landesregierung will Pharma stärken

Forschungsförderung, Deregulierung, Maßnahmen gegen Lieferengpässe - die bayerische Landesregierung müht sich um die Standort-Attraktivität.

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MÜNCHEN. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (beide CSU) haben sich beim 2. Bayerischen Pharmagipfel in München mit Repräsentanten der pharmazeutischen Industrie dazu bekannt, Patienten den Zugang zu innovativen Arzneimitteln auch in Zukunft zu erhalten sowie den Pharmastandort Bayern als stabilen Wirtschaftsfaktor zu unterstützen.

In den vergangenen Monaten ha-ben dazu Vertreter der beiden Ministerien und der Industrie in drei Arbeitsgruppen wichtige Fragestellungen erörtert und daraus insgesamt 13 Ziele und Maßnahmen formuliert, die nun nach Möglichkeit umgesetzt werden sollen, hieß es bei der Unterzeichnung der Abschlusserklärung des Bayerischen Pharmagipfels in der Münchner Residenz.

So fordert der Pharmagipfel die Bundesregierung auf, ein Konzept für die steuerliche Förderung von Forschungs- und Entwicklungsausgaben vorzulegen, berichtete Wirtschaftsministerin Aigner.

Notwendig sei auch eine Verbesserung der Rahmen-bedingungen für klinische Studien durch schnellere Vertragsabschlüsse zwischen den forschenden Unternehmen und den Universitätskliniken. Um auch in Zukunft genügend Fachkräfte für die Produktion von Arzneimitteln zu haben, soll die Ausbildung in diesem Bereich attraktiver werden.

Hersteller in der Verantwortung

Ein besonderes Thema in den Arbeitsgruppen waren Doppelregulie-rungen, die insbesondere durch das AMNOG entstanden sind. Durch die Anwendung der in Bayern eingeführten "One-in-one-out"-Regel sollen daher nun Deregulierungen und ein Abbau von Bürokratie angestrebt werden.

Zur Frage möglicher Liefer- und Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln und Impfstoffen soll nach Angaben von Gesundheitsministerin Huml ein Runder Tisch eingerichtet werden, an dem neben dem Ministerium auch Vertreter der pharmazeutischen Industrie, des pharmazeutischen Großhandels, der Landesapothekerkammer und der Krankenhausapotheker teilnehmen werden.

"Die Ursachen für Versorgungs- und Lieferengpässe sind sicher vielfältig und liegen nicht immer im Einflussbereich der Hersteller", sagte Huml. Dennoch seien die Hersteller in der Verantwortung.

Er sei besorgt, dass Arzneimittel-Innovationen häufig nicht beim Patienten ankommen, erklärte der Landesbeauftragte des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), Dr. Sang-Jin Pak. So werde behauptet, dass AMNOG-Medikamente mit Erstattungsbetrag insgesamt oder in Teilindikationen unwirtschaftlich seien.

Deshalb sei eine gesetzliche Klarstellung erforderlich, "dass die indikationsgerechte Verordnung von AMNOG-Wirkstoffen, für die ein Erstattungsbetrag ausgehandelt wurde, per se als wirtschaftlich zu gelten hat", erklärte Pak.

Unternehmen klagen über Kostendruck

Der Umstand, dass drei Viertel der Arzneimittelversorgung inzwischen durch Generika sichergestellt werde, dafür aber nur zehn Prozent der Arzneimittelausgaben aufgewendet werden, sorge für einen enormen Kostendruck in den Unternehmen, der letztendlich die Sicherheit der Versorgung in Frage stelle, erklärte Sandrine Piret-Gérard als Vertreterin von Pro Generika. Notwendig seien daher Änderungen bei den Rabattverträgen.

Professor Michael Popp, stellver-tretender Vorstandsvorsitzender des BPI Landesverbandes, forderte Rahmenbedingungen, "die Anreize für ein gutes Investitions- und Innovationsklima am Standort setzen." Der standortgebundene Mittelstand spiele dabei eine wichtige Rolle. (sto)

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