Arbeitsplatzstudie

Lauterbach: Auch Arbeitgeber bei Pflege-Arbeitsbedingungen in der Pflicht

Karl Lauterbach muss sich derzeit viel Kritik von Pflegenden anhören. Für bessere Arbeitsbedingungen sei aber nicht nur die Politik zuständig, erwidert der Gesundheitsminister – auch Arbeitgeber müssten mehr tun.

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„Niemand will im Akkord arbeiten. Erst recht nicht in der Pflege“: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

„Niemand will im Akkord arbeiten. Erst recht nicht in der Pflege“: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

© Reuhl/Fotostand/picture alliance

Berlin. Im Ringen um bessere Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auch die Arbeitgeber in der Verantwortung.

Die Politik habe die Bezahlung auf Tarifniveau in der Altenpflege zur Pflicht gemacht, bundeseinheitliche Vorgaben zur Personalbemessung in Kliniken eingeführt und treibe die Digitalisierung voran, sagte der SPD-Politiker zum Tag der Pflegenden am Freitag.

Arbeitgeber müssten ebenfalls mehr tun, um Fach- und Hilfskräfte im Beruf zu halten. „Pflegekräfte brauchen Wertschätzung, Mitspracherechte, ein respektvolles Arbeitsklima und Rücksicht auf ihre familiäre Situation“, so der Minister.

Laut einer am Freitag vorgelegten Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ist angemessene Bezahlung für nahezu alle Pflegenden ein zentraler Punkt für einen attraktiven Arbeitsplatz. Vor allem Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger und Auszubildende, aber auch Quereinsteiger erhoffen sich eine bessere Entlohnung.

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Wunsch nach digital unterstütztem Arbeitsplatz

Eine Mehrheit der beruflich Pflegenden wünscht sich zudem einen digital unterstützten Arbeitsplatz. 80 Prozent der Befragten sagen, sie wollten einen stabilen Internetzugang auf der Arbeit. Die flächendeckende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) halten 75 Prozent für angezeigt.

Auch eine elektronische Pflegedokumentation wird von einer großen Mehrheit als wichtig erachtet. Voraussetzung sei eine gute Schulung im Umgang mit digitalen Lösungen.

Für die 2020 gestartete Arbeitsplatzstudie des Gesundheitsministeriums wurden mehr als 5.500 beruflich Pflegende und Auszubildende im 3. Ausbildungsjahr befragt und zum Teil einzeln interviewt. Die Befragten sollten differenziert ihren Arbeitsplatz der Zukunft beschreiben.

An der Studie waren unter anderem das IEGUS- Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft, die contec-Gesellschaft für Organisationsentwicklung und die Ruhr-Universität Bochum beteiligt.

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Verlässliche Dienstpläne und Betriebskitas

Knapp 90 Prozent der Befragten geben laut Studie an, eine am Pflegebedarf ausgerichtete Personalzusammensetzung sorge für mehr Berufsattraktivität. Dass Hilfskräfte die Arbeit unterstützen, wird von gut 80 Prozent der beruflich Pflegenden goutiert. Zum Hintergrund: Ab Juli 2023 gelten für Alten- und Pflegeheime einheitliche, das heißt an der Bewohnerstruktur und dem jeweiligen Pflegebedarf ausgerichtete Personalvorgaben.

Individuelle Arbeitszeitmodelle, verlässliche Dienstpläne und flexible Kinderbetreuung werden von einer Mehrheit der Pflegenden als wichtig beschrieben, wenn es um die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Genannt werden in diesem Zusammenhang Unterstützungsangebote wie etwa eine Betriebskita (79 Prozent), Ferienbetreuung (76 Prozent) sowie Abhol- und Bringdienste für Schul- und Kita-Kinder (58 Prozent).

Das Gesundheitsministerium erklärte, man habe zur Unterstützung solcher Maßnahmen ein Förderprogramm aufgelegt. Damit könnten Angebote von Arbeitgebern etwa zur Kinderbetreuung mit bis zu 7.500 Euro pro Jahr bezuschusst werden. (hom)

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