Nach PIP-Skandal

Medizinprodukte sollen auf den Prüfstand

Neue Verfahren mit invasiven Medizinprodukten sollen künftig auf ihren Nutzen hin untersucht werden. Das sieht das Versorgungsstärkungsgesetz vor. Ob Skandale wie um die Billig-Implantate von PIP damit verhindert werden können, ist allerdings zweifelhaft.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Ob die mit dem Versorgungsstärkungsgesetz geplanten Änderungen einen Skandal wie den um die Silikonimplantate der französischen Firma Poly Implant Prothèse (PIP) künftig völlig verhindern können, wird von Fachleuten bezweifelt.

PIP-Chef Jean-Claude Mas wurde in Marseille dafür verurteilt, Implantate mit billigem Industriesilikon gefüllt zu haben. Die damaligen Überwachungsmethoden sollen nicht ausgereicht haben, das Vorgehen von PIP zu entdecken.

Für die Vorsitzende des GKV, Spitzenverbands, Dr. Doris Pfeiffer, bedeuten die geplanten gesetzlichen Regelungen dennoch ein Mehr an Sicherheit in der Patientenversorgung.

Der Gesetzgeber will Medizinprodukte, zumal die, die im Körperinneren zum Einsatz kommen, strenger überprüfen. Dazu soll es einen neuen Paragrafen 137h im SGB V geben.

Krankenhäuser sollen dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) Informationen über eine neue Methode zuliefern, wenn ein invasives Medizinprodukt dabei verwendet wird.

Erkennt der GBA darin ein "neues theoretisch-wissenschaftliches Konzept", dann gibt er auch anderen Krankenhäusern und den betroffenen Medizinprodukteherstellern Gelegenheit zu Stellungnahmen.

Eine Bewertung soll binnen drei Monaten erfolgen. Hat der GBA Bedenken, kann er eine Studie initiieren.

Auch nach der Expertenanhörung im Gesundheitsausschuss bleibt weiter offen, was im Sinne des Gesetzes ein "theoretisch-wissenschaftliches Konzept" sein könnte und welche Medizinprodukte als "besonders invasiv" gelten.

Die Begriffe soll im Anschluss an das Gesetzgebungsverfahren das Gesundheitsministerium per Rechtsverordnung definieren.

Die Hersteller frühzeitig und verpflichtend in die Verfahren einzubinden hält der Vorsitzende des GBA, Professor Josef Hecken, für essenziell. Es könne nicht sein, dass sich Krankenhäuser ohne Wissen des Herstellers an Studien beteiligten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Reform des Bereitschaftsdienstes

Neues Fahrdienst-Modell geht in Nordrhein live

Gesundheitspolitischer Wunschzettel

vfa-Chef Han Steutel: „Es lohnt, allen Stakeholdern gut zuzuhören“

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
stiliserte, bunte Symbole für Patientenakten

© savittree / stock.adobe.com

Update

FAQ zur „ePA für alle“

Die elektronische Patientenakte kommt: Das sollten Sie jetzt wissen

Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten