"Mia san mia": Bayern will eigene Bedarfsplanung

Die KV Bayerns hält das Konzept der KBV bei der Bedarfsplanung für zu großmaschig. Vor allem, weil die Gemeindestruktur im Freistaat so kleinteilig ist, käme es zu großen Verwerfungen, wenn man die KBV-Kriterien zu Grunde legen würde.

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Volles Wartezimmer - und dennoch 2000 Fachärzte zu viel? Die KV Bayerns hält das KBV-Konzept für unzureichend.

Volles Wartezimmer - und dennoch 2000 Fachärzte zu viel? Die KV Bayerns hält das KBV-Konzept für unzureichend.

© Rose

Von Jürgen Stoschek

MÜNCHEN. Bei der Bedarfsplanung will die KV Bayerns (KVB) künftig nach eigenen Kriterien entscheiden.

Das Konzept der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zur Neuordnung der Bedarfsplanung sei für die besonderen Verhältnisse in Bayern nicht geeignet, begründete KVB-Vorsitzender Dr. Wolfgang Krombholz den Sonderweg.

Das KBV-Konzept, das eine Einteilung der Versorgungsbereiche in vier Kategorien vorsieht, gebe keine Antwort auf die Frage, was tatsächlich vor Ort medizinisch geleistet wird, erklärte Krombholz bei der Vertreterversammlung in München.

Oftmals seien nämlich Bedarfsplanung und tatsächliche Versorgung nicht kongruent. So können rechnerisch überversorgte Gebiete faktisch unterversorgt sein, weil manche Ärzte ihren Versorgungsauftrag nur zum Teil erfüllen, erläuterte Krombholz.

Bayern strickt bei der Bedarfsplanung selbst

Für die hausärztliche Versorgung sehe das KBV-Konzept als unterste Planungsebene Gemeindeverbände mit mehr als 5000 Einwohnern vor. In Bayern seien die Gemeindeverbandsstrukturen aber sehr viel kleinteiliger.

Die Folge: Mehr als die Hälfte aller Planungsbereiche in Bayern wären nach den Modellrechnungen der KBV mit Hausärzten entweder über- oder unterversorgt.

Deshalb könne die Konsequenz daraus nur lauten: "Wir brauchen für Bayern eine andere Bedarfsplanung", sagte Krombholz.

Gleiches gelte für den fachärztlichen Bereich, berichtete der stellvertretende KVB-Vorsitzende Dr. Pedro Schmelz. Entscheidend für die künftige Bedarfsplanung sei außerdem, welches Stichtagsmodell der KBV für Verhältniszahlen künftig verwendet werden soll.

Werde als Berechnungsgrundlage für die Verhältniszahlen das Jahr 1990 plus einem Demografiefaktor zugrunde gelegt, gäbe es in Bayern im Vergleich zur derzeitigen Bedarfsplanung 2621 Fachärzte zu viel und gleichzeitig würde die Zahl der möglichen Neuzulassungen auf 651 steigen.

Entweder 2000 Fachärzte zu viel oder 600 zu wenig

Würde hingegen das Jahr 2010 für die Bedarfsplanung einer wohnortnahen fachärztlichen Versorgung als Bezugsgröße gewählt, gäbe es im Vergleich zur derzeitigen Bedarfsplanung lediglich 1098 "überzählige" Ärzte und gleichzeitig müssten insgesamt 1680 Fachärzte neu zugelassen werden.

"Je nach Berechnungsgrundlage hätten wir in Bayern entweder 2000 Fachärzte zu viel oder 600 zu wenig", kommentierte Schmelz.

Außerdem würden im KBV-Konzept Patientenströme und Pendlerbewegungen in den Regionen nicht ausreichend berücksichtigt, erklärte Schmelz.

"Als KVB sind wir vor Ort und haben die besseren Informationen", begründete der KVB-Vize die Forderung nach einer praxisnahen regionalen Ausgestaltung der Bedarfsplanung.

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