Kommentar zu Gröhe

Minister-Visite im Geschwindschritt

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe besucht zwei Flüchtlingseinrichtungen — und nicht nur die zahlreich angereisten Medienvertreter bleiben danach mit dem atemlosen Gefühl zurück, gerade einem Wirbelsturm beim Durchfegen der Räumlichkeiten zugesehen zu haben. "Zeit für Gespräche mit den Flüchtlingen" wollte sich der Minister nehmen, hieß es im Vorfeld.

Doch dafür blieb am Ende des streng durchgetakteten 45-minütigen Besuchs im Clearinghaus in St. Wendel kaum eine Möglichkeit. Händeschütteln, Lob für die ehrenamtlichen Helfer, Blitzführung durch die Räumlichkeiten, Posieren fürs Foto, Pressestatement, Schnittchen - und vorbei ist er auch schon, der viel beachtete Besuch.

Die Rolle der minderjährigen Bewohner aus Syrien, Afghanistan und Eritrea beschränkt sich darauf, brav "Dankeschön" auf Deutsch zu sagen und dafür wohlwollenden Applaus zu bekommen. "Immerhin führt der Besuch dazu, dass die Öffentlichkeit auf unsere Einrichtung blickt", sagt einer von ihnen später.

Andere sind da weniger gnädig: "Lächerlich" und "mediengeil" findet ein ehrenamtlicher Helfer in der Landesaufnahmestelle Lebach den zweiten Auftritt an diesem Tag, bei dem Gröhe mehr mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer spricht als mit denen, die er eigentlich besuchen wollte.

Beide Besuche hätten eine Chance sein können, sind aber oberflächlich geblieben. Chance vertan.

Lesen Sie dazu auch: Saarland: Gröhe und die jungen Flüchtlinge

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Rx-Abgabe ohne Rezept?

Apothekenreform: Warken eckt bei Ärzten an

Untersuchung von Zi und BARMER

Steigender Krankenstand: An der Tele-AU liegt es auf jeden Fall nicht

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie spricht man Patienten am besten auf Depressionen an?

Lesetipps
Eine Frau hält ihren gesenkten Kopf in beiden Händen.

© Родион Бондаренко / stock.adobe.com

Progredienzangst

Der Krebs ist weg, doch oftmals bleibt die Angst