Rheinland-Pfalz

Ministerium kündigt Masterplan für Digitalisierung an

Man kann sie über sich ergehen lassen oder aber – so lautete die Forderung beim rheinland-pfälzischen Ersatzkassenforum – die Digitalisierung in der Medizin aktiv mitgestalten.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Sabine Bätzing-Lichtenthäler: will einen Masterplan 2020 für ein digitales Gesundheitswesen in Rheinland-Pfalz entwickeln.

Sabine Bätzing-Lichtenthäler: will einen Masterplan 2020 für ein digitales Gesundheitswesen in Rheinland-Pfalz entwickeln.

© Ministerium Rheinland-Pfalz

Mainz. Der tief greifende, digitale Wandel im Gesundheitswesen hat längst eingesetzt und ist personenunabhängig und nicht umkehrbar, betonte Dr. Alexander Wilhelm beim Ersatzkassenforum „Gesundheit goes digital – neue Wege in der Patientenversorgung“, veranstaltet von den vdek-Landesvertretungen Rheinland-Pfalz und Saarland am Dienstag.

Wichtig sei, den Prozess aktiv mitzugestalten statt in passiv zu erleben. Deshalb will die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) einen Masterplan 2020 für ein digitales Gesundheitswesen in Rheinland-Pfalz entwickeln.

Dazu werde sie in Kürze alle Beteiligten und Interessierten einladen, die ihre Ideen einbringen und diskutieren können, wie der Transformationsprozess aussehen könnte, kündigte Wilhelm, Staatssekretär des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie in Rheinland-Pfalz (MSAGD) an.

Masterplan soll 2021 vorliegen

Im Januar 2021 soll eine endgültige Fassung des digitalen Masterplans vorliegen, in dem festgelegt werde, was, wie, wann, von wem und mit welchem Mitteleinsatz passieren wird. Zur Finanzierung will Bätzing-Lichtenthäler im Anschluss einen Haushaltsplan erstellen, damit die Mittel zur Verfügung stehen, so Wilhelm.

In der heutigen Zeit haben Patienten kein Verständnis mehr dafür, wenn zum Beispiel ein Röntgenbild nicht schnell von Klinik A zu Klinik B gelangen kann, erklärte Dr. Sebastian Kuhn, Oberarzt am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Mainz.

Er hat den digitalen Wandel in seiner ärztlichen Laufbahn miterlebt, betreibt einen eigenen Blog und hat ein spezielles Curriculum für Medizinstudenten zur Digitalisierung an der Unimedizin Mainz eingeführt. Die Medizin dürfe sich der Digitalisierung nicht verschließen, meint Kuhn, der dafür plädiert, dass Ärzte ihre medizinische Expertise bei der Digitalisierung zum Wohle des Patienten einfließen lassen sollten.

Ärzte als Vertreter der Patienten

Unternehmen wie Google oder Apple, die hohes Interesse an der Mitgestaltung des Gesundheitswesens haben, seien in erster Linie an einer hohen Rendite interessiert. Ärzte, aber auch Psychotherapeuten, Pfleger oder Physiotherapeuten sollten digitale Kompetenz durch Bildung erwerben und sich vernetzen, um die Weichen pro Patienten stellen zu können.

Dass es bereits Anwendungen gibt, die Ärzte entlasten und gut für Patienten sind, machte Kuhn an verschiedenen Beispielen fest. Dazu gehört beispielsweise eine App, bei der Patienten ihre Lungenfunktion zu Hause messen. Telemedizinisch sind sie mit dem Arzt verbunden und im Fall der Fälle greift der Arzt ein. Diese Patienten enden dann nicht mehr – wie es so oft der Fall ist – in der Notaufnahme.

Acht Jahre bis zur Diagnose

Ein weiteres Beispiel sind seltene Erkrankungen, sagte Kuhn. Bisher vergehen durchschnittlich acht Jahre, bis der Patient eine Diagnose erhalten hat und dann endlich behandelt wird. Acht bis neun Kollegen seien an dieser Diagnosestellung involviert. „Das sind enorme Kosten für das Versorgungssystem bei null Benefit für den Patienten“, erklärte Kuhn.

„In meiner Ausbildungszeit an der Klinik“, erinnert sich Kuhn, „standen wir am Krankenbett eines Kindes. Dort hieß es dann: Wurde das Kind schon ‚gezabelt‘?“ „Zabeln“, so stellte sich heraus, hieß, dass der emeritierte, sehr erfahrene und wissensreiche Professor Zabel Kinder begutachtete. Hier könne Künstliche Intelligenz helfen, erklärt Kuhn, etwa genetische Syndrome an Gesichtszügen zu erkennen und eine Diagnose zu stellen – auch wenn man keinen Professor Zabel hat.

In den Alltag integrierbar

Dass die Digitalisierung aktiv mitgestaltet werden muss, darüber herrschte beim Forum Einigkeit. „Am wichtigsten ist, dass wir nur das umsetzen, was den Patienten auch wirklich etwas bringt! Dafür müssen Krankenkassen, Leistungserbringer und Patienten in die Entwicklung der digitalen Anwendungen einbezogen werden“, forderte Martin Schneider, Leiter der vdek-Landesvertretungen Rheinland-Pfalz und Saarland. Schließlich sollten die neuen digitalen Lösungen gut in den Alltag integriert werden können.

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