Sinnvolle Auffrischung

Montgomery: Corona-Drittimpfungen für alle!

Professor Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, spricht sich für Booster-Impfungen gegen Corona unabhängig von Alter oder Vorerkrankung aus – und zwar in den Arztpraxen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Wenn die STIKO der Ansicht sei, dass eine dritte Corona-Impfung zur Verbesserung der Immunität führe, „dann ist das doch keine Altersfrage“, betont Professor Frank Ulrich Montgomery.

Wenn die STIKO der Ansicht sei, dass eine dritte Corona-Impfung zur Verbesserung der Immunität führe, „dann ist das doch keine Altersfrage“, betont Professor Frank Ulrich Montgomery.

© Guido Kirchner / dpa

Berlin. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Professor Frank Ulrich Montgomery, hält breite Booster-Impfungen gegen Corona für sinnvoll. „Wir wissen ja inzwischen, dass die Immunität nach sechs Monaten nachlässt. Dann macht es doch Sinn, die Immunität mit einer Drittimpfung wieder aufzufrischen“, sagte Montgomery der „Ärzte Zeitung“ am Rande des 125. Deutschen Ärztetages.

Übergeordnetes Ziel der Pandemiebekämpfung sei es, Immunität der Menschen gegen das Virus herzustellen, betonte der Ehrenpräsident der Bundesärztekammer. „Und wenn die Immunität schwindet, muss man sie wiederherstellen.“

Wenn das bei den über 70-Jährigen funktioniere, dann gehe es auch bei jüngeren Menschen. „Warum man jetzt eine Beschränkung auf die Älteren oder Vorerkrankten macht, ist nicht nachvollziehbar.“

Programm fürs Boostern in Praxen

Er glaube nicht, dass es für das Boostern eine Reaktivierung der Impfzentren brauche. „Statt jetzt einen öffentlichkeitswirksamen Impfgipfel und den Wiederaufbau der Impfzentren zu fordern, wäre es besser, mit Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Hausärzteverband zu sprechen, ob man das nicht in den Praxen machen kann.“

Schließlich impften niedergelassene Ärzte jedes Jahr rund 20 Millionen Menschen gegen Influenza. Es müssten ja auch nicht alle Bundesbürger an einem Tag drittgeimpft werden. „Ich denke, das kriegt man alles in einer vernünftigen Zeit hin.“ Zuletzt hatten Hausärzte vor einem Überlaufen der Praxen gewarnt, sollten übereilt alle Bürger zum Boostern aufgerufen werden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Auffrischung der Impfung bisher nur für Über-70-Jährige und Menschen mit Immunschwäche. Die STIKO hat eine baldige Stellungnahme zu Drittimpfungen für alle angekündigt.

Lesen sie auch

STIKO-Empfehlung wäre schön

Wenn die STIKO der Ansicht sei, dass eine dritte Impfung zur Verbesserung der Immunität führe, „dann ist das doch keine Altersfrage“, sagte Montgomery. Die Vakzine gegen COVID-19 seien für Menschen ab 12 Jahren zugelassen. „Ich sehe daher nicht, warum wir jetzt noch eine extra STIKO-Empfehlung brauchen.“

Gleichwohl fände er es „schön, wenn wir eine hätten“, betonte Montgomery.

Impfstoff gebe es mehr als genug, ging Montgomery auf Stimmen ein, die es als ungerecht bezeichnen, dass in reichen Ländern bereits Booster-Impfungen angeboten werden, während in ärmeren Ländern teils nur ein Bruchteil der Bevölkerung erst- und zweitgeimpft ist. „In meinen Augen versagt hier die WHO, weil es ihr nicht gelingt, Impfketten und Versorgungszentren in ärmeren Ländern aufzubauen.“ Die Logistik sei das Problem.

Mittlerweile seien weltweit rund 6,8 Milliarden Impfdosen gegen Corona injiziert worden – und das bei einer Weltbevölkerung von etwa sieben Milliarden Menschen, so Montgomery. Allerdings gebe es gewaltige Disparitäten. „Das müssen wir ausgleichen. Das tun wir aber nicht, indem wir mit dem Impfen hier aufhören.“

Kein magisches Datum für Ende der Pandemie

Einen „Freedom Day“ zu einem bestimmten magischen Datum anzukündigen, halte er für falsch, sagte Montgomery. „Ich bin dafür, dass wir das von Zuständen abhängig machen, also von einer sinnvollen Betrachtung der Inzidenz, von Krankenhausaufnahmen, der Belegung der Intensivstationen und dem R-Wert, weil der uns zeigt, wohin die Sache gerade geht. Wenn man das alles betrachtet, kann man Leine lassen oder muss die Leine wieder anziehen.“

Zuletzt hatte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für möglichst viele Auffrischungsimpfungen gegen Corona geworben. An diesem Mittwoch will sich Spahn vor der Bundespressekonferenz erneut dazu äußern.

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prävention

Impfvereinbarungen für Meningokokken B fast flächendeckend

Zoster ophthalmicus und Post-Zoster-Neuralgie

Einjährige Valaciclovir-Therapie schützt nicht vor Zoster-Rezidiv

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Traumatologie

Bienenstich in die Hornhaut: Schnell raus mit dem Stachel!

Lesetipps
Ein junger Fuchs im Wald

© Thomas Warnack/dpa

Alveoläre Echinokokkose

Fuchsbandwurm-Infektionen sind wohl häufiger als gedacht

Schema einer Messung der minimalen Resterkrankung bei Patienten und Patientinnen mit akuter lymphatischer Leukämie, akuter myeloischer Leukämie, chronischer myeloischer Leukämie oder mit multiplen Myelom

© freshidea / stock.adobe.com

Messbare Resterkrankung

Muss man wirklich auch die letzte Krebszelle eliminieren?