Nach Brexit
Für EU-Patienten wird die Versorgung in Großbritannien komplizierter
Für Patienten aus der EU wird die Versorgung nach dem Brexit komplizierter. Sie müssen in Arztpraxen und Krankenhäusern erst digital nachweisen, dass sie Anrecht auf Leistungen im NHS haben.
Veröffentlicht:London. Tausende Patienten aus Kontinentaleuropa, die in Großbritannien leben, aber keinen britischen Pass, sondern nur eine dauerhafte Aufenthaltsberechtigung haben, werden nach dem Brexit „große Schwierigkeiten beim Zugang zum Gesundheitswesen“ haben. Das alarmiert Patienten- und Ärzteverbände gleichermaßen.
Für Großbritannien und die EU endet am 31. Dezember die Übergangsfrist, die es beiden Seiten ermöglichen soll, eine neue Beziehung zueinander zu finden. Offiziell ist das Königreich bereits seit Ende Januar 2020 kein EU-Mitglied mehr.
Mehr als drei Millionen EU-Bürger, die in Großbritannien leben und arbeiten, müssen sich entscheiden, entweder zu bleiben und die britische Staatsbürgerschaft anzunehmen, was aufwändig und kostspielig ist. Oder sie müssen den sogenannten „settled status“ beantragen, der ihnen ein Bleiberecht gibt.
Ohne biometrische Dokumente wird es kompliziert
Jetzt stellt sich heraus, dass in Großbritannien lebende Patienten aus EU-Staaten mit Bleiberecht keine biometrischen Dokumente erhalten, mit denen sie zum Beispiel beim Arztbesuch oder in der Klinik beweisen können, dass sie Anspruch auf Gesundheitsleistungen durch den staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) haben.
Stattdessen werden die Patienten bei jedem Arzt- oder Klinikbesuch durch ein kompliziertes Log in-Verfahren und die Eingabe von diversen Kennnummern in das Computersystem des britischen Innenministeriums aufs neue beweisen müssen, dass sie ein Recht auf Gesundheitsleistungen durch den NHS haben.
Das wirft bei Patienten, die über kein Smartphone verfügen, Fragen auf. Ebenso werden nicht internet-affine Patienten „schon bald große Probleme haben, wenn sie krank sind“, so die britischen Patientenverband Patients Association (PA).
Auch die britische Ärzteschaft sieht die Probleme, die auf Tausende EU-Patienten in Großbritannien zukommen werden, mit wachsender Sorge. Ärzte befürchten, dass auf Praxen und Kliniken mehr Verwaltungsaufwand zukommen könnte, da vom neuen Jahr an Ansprüche vor jeder Behandlung geprüft werden müssen.