Sektorengrenzen

Notfallversorgung sorgt zum Regierungsantritt für Aufregung

In der Selbstverwaltung gärt es. Bundesärztekammer und Gemeinsamer Bundesausschuss (GBA) liegen öffentlich im Clinch um die Zukunft der stationären Notfallversorgung.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Zankapfel Notfallversorgung: Der GBA erarbeitet derzeit ein Stufenkonzept, welche Krankenhäuser in welchem Umfang künftig an der Notfallversorgung teilnehmen können sollen.

Zankapfel Notfallversorgung: Der GBA erarbeitet derzeit ein Stufenkonzept, welche Krankenhäuser in welchem Umfang künftig an der Notfallversorgung teilnehmen können sollen.

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BERLIN. Der Bundesausschuss erarbeitet seit zwei Jahren ein Stufenkonzept, welche Krankenhäuser in welchem Umfang an der Notfallversorgung teilnehmen können sollen. Nach mehreren, zum Teil von der Politik ausgelösten Verzögerungen, will der GBA die Ergebnisse voraussichtlich am 19. April öffentlich machen.

Zum Regierungsantritt der großen Koalition am Mittwoch hat sich Bundesärztekammerpräsident Professor Frank Ulrich Montgomery in einem Schreiben an den GBA-Vorsitzenden Professor Josef Hecken gewandt, in dem er um Aufschub bittet. Zudem warnte Montgomery vor "Scheinlösungen" und "unausgegorenen Konzepten". "Bislang fehlt eine aussagefähige Folgeabschätzung für diese weitreichende Reform", begründete Montgomery am Mittwoch diesen Schritt. Er schlägt vor, dass Bund, Länder und Selbstverwaltung gemeinsam ein Procedere erarbeiten, das auf der Gesundheitsministerkonferenz am 20. Juni beraten werden könnte.

Hecken weist dieses Ansinnen kühl zurück. Nach zwei Jahren Beratungszeit in der Selbstverwaltung unter Einbeziehung der Länder und zwei Stellungnahmeverfahren sei es "mehr als kühn", von "unausgegorenen Konzepten" zu sprechen. Eine Vertagung der Veröffentlichung bis zur Gesundheitsministerkonferenz habe keine Vorteile, sondern schinde nur Zeit, antwortete der unparteiische GBA-Vorsitzende am Mittwoch per Pressemitteilung.

Für niedergelassene Ärzte ist das Stufenkonzept insofern von Bedeutung, als dass die Einstufung einer Klinik als notfalltauglich Voraussetzung für die Einrichtung eines integrierten Notfallzentrums sein dürfte.

Diese Zentren sollen, so weit sind sich Vertrags- und Krankenhausärzte einig, ambulante Bereitschaftsdienstpraxen ersetzen. Darauf haben KBV-Chef Dr. Andreas Gassen, DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum und MB-Vorstand Dr. Susanne Johna am Mittwoch hingewiesen.

Bei 25 Millionen Patienten in den Klinikambulanzen im Jahr bestehe Handlungsdruck, sagte Johna. Rund zwölf Millionen könnten auch in den Praxen niedergelassener Ärzte behandelt werden, ergänzte Georg Baum. Für die Krankenhäuser entstehe dadurch ein Defizit von einer Milliarde Euro. Dem widersprach Gassen. Die anstehende Reform habe noch kein Preisschild.

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