Selektivverträge

Pädiater wollen mehr Tempo

Ganz vorne mit dabei: Die Pädiater stehen auf Platz zwei bei der Zahl der Selektivverträge. Bloß die Honorarmarge hinkt hinterher. Der BVKJ würde deswegen gerne die Leistungsumfänge ausweiten.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:
Kein Grund zum Weinen: Bei der Zahl der Selektivverträge stehen die Pädiater auf Platz zwei.

Kein Grund zum Weinen: Bei der Zahl der Selektivverträge stehen die Pädiater auf Platz zwei.

© Getty Images / iStockphoto

BAD ORB. Die Kinder- und Jugendärzte sind die Fachgruppe, die nach den Allgemeinärzten die meisten Selektivverträge mit den Krankenkassen geschlossen haben. In 65 Selektivverträgen können die Pädiater so pro Jahr 26 Millionen Euro an Einnahmen generieren.

Diese Bilanz hat Klaus Lüft, Leiter der BVKJ-Service GmbH, bei der Delegiertenversammlung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Bad Orb vorgelegt.

Trotz steigender Tendenz entfallen von den rund 800 Millionen Euro Honorar, die Vertragsärzte bundesweit insgesamt über Selektivverträge einnehmen, lediglich 3,25 Prozent auf die Pädiater.

Da die Fachgruppe jedoch 4,8 Prozent der gesamten Ärzteschaft abdeckt, müssten eigentlich rein statistisch rund 40 Millionen Euro Einnahmen über Selektivverträge erzielt werden.

Dr. Roland Ulmer, Honorarbeauftragter des BVKJ, führt diese Zurückhaltung darauf zurück, dass sich die Selektivverträge mit den meisten Krankenkassen - wie zum Beispiel der Techniker Krankenkasse (TK) oder der Knappschaft - darauf beschränken, die neuen Vorsorgen U 10, U 11 und die J 2 mit jeweils 50 Euro zu honorieren.

Zusatz-Vorsorgen stehen im Fokus

Dies hat nach Darstellung von BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann mittlerweile dazu geführt, dass 70 Prozent aller gesetzlich versicherten Kinder die neuen Vorsorgen in Anspruch nehmen können. Die TK zahlt seit Kurzem Ärzten sogar 53 Euro für jede neue Vorsorge.

Einen ganz anderen Stellenwert hat hingegen der Vertrag der BVKJ Service GmbH mit der Barmer GEK, der am 1. Juli dieses Jahres in Kraft getreten ist. In diesem Vertrag zahlt die Barmer GEK für alle Vorsorgen im Kindesalter von der U 2 bis zur J 2 jeweils 50 Euro.

Im EBM liegt das Honorar für die herkömmlichen Früherkennungen U 2 bis U 9 lediglich zwischen 32 und 35 Euro. Doch der Barmer GEK-Selektivvertrag bietet noch mehr: 15 Euro für die Impfung gegen Rotaviren, fünf Euro Einschreibungspauschale, fünf Euro für ein Präventionsrezept und 50 Euro für die Transition zu einem Erwachsenenmediziner.

Luft nach oben bei Teilnahmezahlen

Auch wenn derzeit nach Angaben von Klaus Lüft pro Monat 8700 Versicherte dem Vertrag beitreten, sei auch dort noch Luft nach oben vorhanden. Denn bei vielen Funktionsträgern und Mitgliedern des Verbandes sei es bisher noch nicht gelungen, diese "von der großen berufspolitischen Bedeutung dieses Vertrages zu überzeugen", erklärte Hartmann.

Eine hohe Teilnahmerate sei aber allein deshalb nötig, um im derzeitigen Wettbewerb der Kassen auch andere Leistungsträger von den Vorteilen solcher Selektivverträge zu überzeugen, zeigt sich Honorarexperte Ulmer überzeugt.

Klaus Lüft von der Service-GmbH des Berufsverbands strebt daher auch eine Einschreibequote von 50 Prozent aller bei der Barmer GEK versicherten Kinder an. Lüft: "Das Potenzial für Selektivverträge in der Pädiatrie ist in diesem und den meisten anderen Verträgen noch längst nicht ausgeschöpft."

Die Pädiater hatten anlässlich ihres Herbstkongresses gefordert, Kinder- und Jugendärzte hinsichtlich der Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung nach Paragraf 73b SGB V mit den Allgemeinärzten gleichzustellen.

U-Vorsorgen werden in Selektivverträgen besser vergütet

Selektivverträge für Pädiater bundesweit im Überblick

Krankenkasse/Leistung U 7a
(Add-on)
U 10 U 11 J 2 Rotaviren-Impfung Abrechnung über
Barmer GEK
(neu ab 01.07.2013)
50 Euro 50 Euro 50 Euro 50 Euro 15 Euro 6)
6 Euro 6)
CGM / KV 1)
Deutsche BKK 50 Euro 50 Euro 7 / 9 Euro 7)
je Impfung
CGM
KKH 50 Euro 50 Euro 14 Euro CGM
Siemens BKK 50 Euro 50 Euro 50 Euro CGM
BKK Mobil Oil 50 Euro 50 Euro 50 Euro CGM / KV 2)3)
BIG direkt gesund 50 Euro 50 Euro 7 Euro
je Impfung
CGM
Techniker Krankenkasse 53 Euro 53 Euro 53 Euro CGM / KV4)
Knappschaft 50 Euro 50 Euro 50 Euro CGM /KV4)
GWQ (Clever für Kids) 15 Euro 50 Euro 50 Euro 50 Euro 12 Euro CGM
Bahn-BKK 50 Euro 50 Euro 50 Euro CGM
HKK
(Handels-Krankenkasse)
50 Euro 50 Euro 50 Euro 12,50 Euro/
15 Euro
CGM /KV 5)
BKK vor Ort 50 Euro 50 Euro 50 Euro CGM
Quelle: BVKJ, Tabelle: Ärzte Zeitung
CGM: Abrechnungsstelle der Pädiater; 1) Schleswig-Holstein: Abrechnung über KV; 2) Bayern: Abrechnung über KV; 3) Bremen, Nieders.: U10+U11 über KV; J2 über CGM; 4) Hessen: Abrechnung über CGM; 5) Bremen, Nieders.: Abrechnung über KV; 6) Rotavirus-Impfung - abgeschlossene Impfserie bzw. Abbruch; 7) bei dreifach- bzw. zweifach-Impfung (gilt nur in Niedersachsen, Bremen, Saarland, Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Westfalen-Lippe und Sachsen-Anhalt)
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an