Niedersachsen

Pflegekammer erhält Interimsmanager

Die umstrittene Pflegekammer Niedersachsen hat Georg Gabriel als Interimsmanager bestellt. Vordringliche Aufgabe: bessere Kommunikation mit den Pflichtmitgliedern und Erstattung überzahlter Beiträge.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Georg Gabriel will als Interimsmanager „dazu beitragen, die administrativen und strategischen Herausforderungen der Pflegekammer zu lösen“.

Georg Gabriel will als Interimsmanager „dazu beitragen, die administrativen und strategischen Herausforderungen der Pflegekammer zu lösen“.

© Jonas Gonell

Hannover. Die umstrittene Pflegekammer Niedersachsen hat den Sozialpädagogen Georg Gabriel als Interimsmanager eingestellt.

Gabriel war zuvor Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LAG FW) und erfahrener Mittler zwischen Politik, Verbänden und Betroffenen. Das teilt die Pflegekammer Niedersachsen mit.

„Ich möchte dazu beitragen, die administrativen und strategischen Herausforderungen der Pflegekammer zu lösen, damit sich die Pflegekammer voll und ganz den inhaltlichen Aufgaben widmen kann“, so Gabriel.

Zu seinen vordringlichen Aufgaben gehört nach Auskunft des Kammersprechers Timo Schaft die verbesserte Kommunikation mit den 90.000 Pflichtmitgliedern der Kammer und die Erstattung überzahlter Beiträge an die Kammermitglieder.

Der Start der Kammer vor anderthalb Jahren verlief holprig. An ihre 90.000 Pflichtmitglieder versandte sie zum Teil überhöhte Mitgliedschaftsbeiträge und zog damit den Zorn vieler Pflegender auf sich. Viele der Mitglieder zahlten nicht.

Streit um Kammerbeiträge und Pflichtmitgliedschaft

Pflichtmitgliedschaft und Beitragspflicht sind bei Niedersachsens Pflegenden seither hoch umstritten. „Es hat Beleidigungen und Drohungen gegen die Kammer gegeben“, sagt Schaft. Mitte Januar sind deshalb drei der sieben ehrenamtlichen Kammervorstände zermürbt zurückgetreten, so der Kammersprecher.

Der Niedersächsische Landtag entschied im Dezember, die Beitragspflicht dauerhaft abzuschaffen und für 2020 die Kammer mit sechs Millionen Euro aus Steuermitteln zu finanzieren. Außerdem sollen die Mitglieder überzahlte Beiträge zurück erhalten.

Eine Aufgabe, deren Organisation Gabriel auf die Beine stellen soll. Seit dem dritten Quartal 2019 lässt das Gesundheitsministerium Niedersachsens das Verfahren evaluieren.

Obwohl sämtliche Beitragsverfahren ruhen, schwelt die Auseinandersetzung weiter, sagt Schaft. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di forderte Anfang Januar die „Vollerhebung“. „Um die Akzeptanz der Pflegekammer bei den Pflegekräften zu überprüfen, wäre es das einfachste, die Pflegekräfte selbst zu fragen“, erklärt Kai Boeddinghaus, Kammerexperte und Mitglied des neuen Beirats der Pflegekammer.

Der 66-jährige Gabriel war von 1991 bis 2017 Geschäftsführer der LAG FW. Wie lange Gabriel den Posten bekleiden wird, ist noch unklar. Seine Aufgabe sei aber „vorübergehend“, sagt Schaft. (cben)

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