Corona-Pandemie

Heim-Pflegekräfte: Britisches Parlament stimmt für Impfpflicht

Ab Oktober gilt für Pflegekräfte in Heimen eine Corona-Impfpflicht. Ohne Widerstand blieb die Zwangsmaßnahme nicht. Premier Johnson allerdings verwies auf die hohe Corona-bedingte Sterblichkeit dort.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
12.07.2021, Großbritannien, London: Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, bei Pressekonferenz in der Downing Street.

Großbritanniens Premier Johnson sieht die Impfpflicht für Pflegekräfte in Heimen als einen konsequenten Schritt, um Patienten besser zu schützen.

© Daniel Leal-Olivas / PA Wire / dpa

London. Britische Ärzteverbände unterstützen „derzeit keine allgemeine Impfpflicht für Ärzte und medizinisches Pflegepersonal“ im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS). Auf der Insel beobachtet man die Diskussionen in Deutschland und in anderen europäischen Ländern aber mit großem Interesse und einiger Nervosität.

Diese Woche stimmte das britische Unterhaus einer Impfpflicht für Personal in Alten- und Pflegeheimen in England zu. Das war zuvor wochenlang kontrovers diskutiert worden und es war bis zuletzt selbst in der Regierung äußerst umstritten. Die Regierung von Boris Johnson argumentiert, während der Pandemie seien in englischen Alten- und Pflegeheimen rund 30 .000 Patienten mehr als in den Vorjahren an den Folgen einer COVID-19-Infektion gestorben. Daher sei die Impfpflicht „ein konsequenter und logischer Schritt“, um Patienten besser zu schützen.

Impfpflicht gilt ab Oktober

Zahlreiche Abgeordnete des Unterhauses stimmten allerdings gegen die Pläne. Es gab sowohl ethische als auch andere Bedenken. Nur weil die Regierung Johnson eine sehr große Parlamentsmehrheit hat, konnten die Pläne abgesegnet werden. Die Impfpflicht gilt ab Oktober. Heimmitarbeiter die sich weigern, sich impfen zu lassen oder die nicht nachweisen können, dass sie nicht infektiös sind, dürfen nicht länger mit Heimbewohnern arbeiten.

Die Impfpflicht gilt nur in England. Die Regierungen der anderen britischen Landesteile Schottland, Wales und Nordirland, die für die Gesundheitspolitik selbst verantwortlich sind, haben keine solchen Pläne.

„Die allgemeine Impfpflicht für Ärzte, Pflegekräfte und andere Beschäftigte des NHS ist eine sehr komplexe und schwierige Frage“, so der Vorsitzende des größten und einflussreichsten britischen Ärzteverbandes (British Medical Association, BMA), Dr. Chaand Nagpaul, in London. „Natürlich wünschen sich Ärzte, dass das COVID-Massenimpfprogramm ein Erfolg wird.“

Hohe Impfbereitschaft bei Ärzten

Dr. Nagpaul wies darauf hin, dass die Impfbereitschaft bei Ärzten in England „extrem hoch“ sei. „Wo es noch Lücken im Impfschutz gibt, müssen wir zunächst verstehen, warum diese Lücken existieren, bevor wir über Zwangsimpfungen diskutieren.“

Die BMA wies außerdem darauf hin, dass es bereits heute Teile des NHS gebe, in denen nur geimpfte Ärzte und Pfleger arbeiten dürften, darunter die Intensivmedizin. Die Impfquote bei Ärzten und medizinischem Pflegepersonal in Großbritannien variiert allerdings stark. Am höchsten ist sie im Nordwesten Englands mit deutlich über 90 Prozent. Dagegen liegt sie in London laut BMA deutlich niedriger („rund 75 Prozent je nachdem, wie man zählt“).

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wann kommt welches Medikament in Frage?

Neue Psoriasis-Leitlinie bringt praxisrelevante Neuerungen

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie

Patienten, die besonders gesundheitlich gefährdet sind, sollten im Herbst eine Auffrischung gegen COVID-19 erhalten.

© fotoak80 / stock.adobe.com

Comirnaty® nur in Mehrdosisflaschen

Bund hat geliefert: Start frei für COVID-19-Auffrischimpfungen