Praxisgebühr vor dem Aus?

Neue Spekulationen über die Praxisgebühr: Berichten zufolge denkt Gesundheitsminister Bahr darüber nach, sie abzuschaffen.

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Zehn Euro für den Arztbesuch pro Quartal: Die Praxisgebühr steht auf dem Prüfstand.

Zehn Euro für den Arztbesuch pro Quartal: Die Praxisgebühr steht auf dem Prüfstand.

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BERLIN (nös/ths). Die jüngst vorgelegten Zahlen zu den Überschüssen der Krankenkassen haben die Diskussion über die Praxisgebühr angeheizt.

Die "Bild"-Zeitung will erfahren haben, dass Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) offenbar darüber nachdenkt, die Gebühr abzuschaffen.

Im vergangenen Jahr hatte die Praxisgebühr den Krankenkassen Einnahmen von 1,9 Milliarden Euro gebracht. Dieses Geld würde den Kassen dann fehlen.

Laut "Bild" grübelt Bahr momentan auch darüber, wie er diese Lücke dann schließen könnte.

FDP für Abschaffung

Berichten zufolge hat sich die geschlossene FDP-Führung um Parteichef Philipp Rösler für die Abschaffung ausgesprochen. Es ist aber noch eine andere Option denkbar – nämlich die Praxisgebühr auszusetzen. Das sagte FDP-Gesundheitspolitiker Heinz Lanfermann der "Welt".

Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte auf Anfrage, dass Optionen geprüft würden. "Das ist Routine", sagte ein Sprecher der "Ärzte Zeitung". Ansonsten hielt er sich bedeckt.

Im Gegensatz zu ihrem Koalitionspartner hält die Union nicht viel davon, die 2004 eingeführte Praxisgebühr zu Grabe zu tragen.

Johannes Singhammer, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, erteilte dem Gedanken eine Absage: "Wir halten an der Praxisgebühr fest."

Kassen-Überschuss von vier Milliarden Euro

Hintergrund der Diskussion über die Praxisgebühr ist das Milliarden-Plus in der Gesetzlichen Krankenversicherung.

In den vergangenen Wochen war über die Höhe spekuliert worden, am Mittwoch wurden dann die exakten Zahlen bekannt: Die Krankenkassen haben im vergangenen Jahr Überschüsse von vier Milliarden Euro erwirtschaftet - und das trotz gestiegener Ausgaben.

Die Praxisgebühr war vor acht Jahren eingeführt worden, um unnötige Arztbesuche zu vermeiden. Doch dieses Ziel sei nicht erreicht worden, sagen Kritiker.

Zu diesen zählt auch Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer: "Die Praxisgebühr hat ihre Untauglichkeit bewiesen. Man sollte sie in den Orkus der Geschichte schmeißen."

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