Patienten-Monitoring

Qualitätsvertrag Endoprothetik zielt auf bessere Versorgung

Die TK hat mit drei Fachkliniken einen Vertrag zur Erhöhung der Qualität in der Knie- und Hüftendoprothetik geschlossen. Instrumente sind ein Patienten-Monitoring und die ergebnisorientierte Vergütung.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Hamburg. Mit einem einjährigen Patienten-Monitoring wollen die Techniker Krankenkasse (TK) und drei orthopädische Fachkliniken die Versorgungsqualität in der Knie- und Hüftendoprothetik verbessern. Zu den Zielen gehören die zeitnahe Reaktion bei Komplikationen und das Erkennen von möglichen Schwachstellen. Die Vereinbarung enthält ein Element der ergebnisorientierten Vergütung.

„PROvalueEndo“ ist ein unbefristeter Qualitätsvertrag nach Paragraf 110a Sozialgesetzbuch V. Initiator ist das auf patientenberichtete Outcomes spezialisierte Unternehmen Heartbeat Medical, das auch technischer Partner ist. Auf Versorgerseite beteiligen sich die Helios ENDO-Klinik Hamburg, die Orthopädische Klinik Volmarstein und das St. Josef-Stift Sendenhorst.

„Wir wollen die Angst vor postoperativen Komplikationen verringern und mit diesem Angebot die Revisionsrate senken, das Behandlungsergebnis verbessern und damit die Lebensqualität steigern“, sagt der stellvertretende TK-Vorstandsvorsitzende Thomas Ballast. Der Vertrag steht anderen Krankenkassen offen, die DAK Gesundheit, die HEK, die HKK und die KKH haben sich bereits angeschlossen.

Digitale Dokumentation des Therapieerfolgs

Patientinnen und Patienten, die an dem Vertrag teilnehmen, dokumentieren über den Zeitraum eines Jahres digital den Therapieerfolg. In den Kliniken geben sie die relevanten Daten vor und nach dem Eingriff über ein iPad ein, danach in mehreren Erhebungen über eine spezielle Seite, die sie über eine E-Mail erreichen können.

„Als rein orthopädische Fachklinik sind wir darauf angewiesen, dass das, was wir tun, sehr gut ist“, sagt Philip Wettengel, Geschäftsführer der Helios ENDO-Klinik Hamburg. Deshalb habe das Haus eine starke Qualitätsorientierung mit Fokus auf die Ergebnis-Qualität. Der Ansatz stoße aber an Grenzen, betont Wettengel. „Wir sehen die Patienten nur während des Klinikaufenthalts.“ Treten nach der Entlassung Komplikationen auf, bekommt die Klinik das meist gar nicht mit.

Es fehlt der Austausch mit den Zuweisern

Von den rund 9000 Operationen im Jahr entfallen 6500 auf Knie- und Hüftendoprothesen, darunter 1300 Revisions-OPs. Den Ärztinnen und Ärzten in der Klinik fehlt die Rückkopplung mit den zuweisenden Kolleginnen und Kollegen. „Wir haben vielleicht zehn Niedergelassene, die mehr als zehn Fälle im Jahr einweisen, aber mehrere Tausend, die ein oder zwei einweisen.“ Einen strukturierten Austausch mit den Nachbehandlern gibt es nicht.

Diese Lücke könnte mit den „Patient-Reported Outcomes“ gefüllt werden. Die Analyse der von den Patienten gelieferten Daten ermöglicht eine direkte Reaktion, wenn die Indikatoren vom Normbereich abweichen. Die Ärzte können sich mit den Patienten in Verbindung setzen und bei Bedarf die notwendigen weiteren Schritte einleiten.

„Wir brauchen uns nicht zu verstecken“

„PROvalueEndo“ wird wie alle Qualitätsverträge durch das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen evaluiert. Dem schaut Dr. Ansgar Klemann, Geschäftsführer des St. Josef-Stifts Sendenhorst, mit Zuversicht entgegen. „Wir können mit Fakten belegen, dass in spezialisierten Zentren mit hohen Fallzahlen eine hohe Qualität geliefert wird“, erwartet er.

Die mit dem Projekt verbundene Transparenz scheut Klemann nicht. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken“. Die Klinik ist eine Fachklinik für orthopädische und rheumatologische Krankheitsbilder und hat ebenfalls ein überregionales Einzugsgebiet. In dem Haus werden pro Jahr mehr als 2500 Knie- und Hüftendoprothesen eingesetzt. „Der Qualitätsvertrag passt zu unserem Anspruch der Qualitäts-Führerschaft.“

DRG plus Geld on top

In Hamburg werden seit Mitte September Patienten eingeschrieben, bislang handelt es sich um eine hohe zweistellige Zahl. Um über konkrete Erfahrungen mit dem Vertrag zu berichten, ist es noch zu früh, betont Geschäftsführer Wettengel.

Das gilt auch für das Instrument der erfolgsabhängigen Vergütung. Die Kliniken erhalten zusätzlich zur Vergütung nach DRG weitere Mittel.

Zum einen erhalten die Häuser einen Basisbetrag, der vor allem die Software-Kosten abdeckt. Hinzu kommt ein etwas niedrigerer Bestandteil, der nur dann an die Kliniken fließt, wenn sie bei den Ergebnissen innerhalb der gesetzten Norm bleiben.

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