Coronavirus
RKI-Chef hält Abriegelung ganzer Orte für nicht denkbar
Bayerns Gesundheitsministerin Huml schließt drastische Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus nicht aus. RKI-Präsident Wieler hält die Quarantäne von ganzen Ortschaften für eher unwahrscheinlich.
Veröffentlicht:München. Das Abschotten ganzer Städte wegen des neuartigen Coronavirus wie jetzt in Italien darf aus Sicht von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml nur die Ultima Ratio sein.
„Bevor über die Abriegelung einer Stadt entschieden wird, sollte zunächst auf andere Lösungsmöglichkeiten gesetzt werden“, sagte die CSU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in München.
Der Schutz der Bevölkerung in Bayern habe oberste Priorität. „Deshalb können auch einschneidende Maßnahmen vorgenommen werden, um eine Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen“, so Huml. Wichtig sei aber, immer im konkreten Einzelfall zu entscheiden und mit Augenmaß vorzugehen.
Spahn sieht viele Zwischenstufen
Italien hat mehrere Gemeinden im Norden des Landes wegen des Virus-Ausbruchs abgeriegelt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag gesagt, notwendig sei so ein Schritt nicht. „Von der Absage von Großveranstaltungen (...) bis zum kompletten Abriegeln ganzer Städte gibt es ja auch noch viele Zwischenstufen.“
Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Professor Lothar H. Wieler, sagte im „heute-journal“ des ZDF: „Quarantäne von ganzen Ortschaften kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen.“ Die Menschen müssten dann mit Lebensmitteln und Wasser, aber auch mit ärztlicher Hilfe versorgt werden. Das sei in einem Quarantänegebiet sehr schwierig.
Mit mehr Fällen wird gerechnet
Das neuartige Virus sei näher an Deutschland herangekommen, stellte Wieler fest. „Es ist ganz klar, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir auch zukünftig mehr Fälle in Deutschland sehen.“
Das Gesundheitssystem müsse sich weiter anstrengen, Fälle früh zu identifizieren und eine Verbreitung einzudämmen. Viele Ärzte und Menschen hierzulande seien aufmerksam und würden wohl rechtzeitig auf das Virus testen lassen, so dass die Chance immer noch gegeben sei, dass ein Ausbruch in Deutschland eingedämmt werden könne.
Wieler bislang sehr zufrieden
Sobald ein Fall entdeckt werde, würden unter anderem Kontaktpersonen gesucht, erläuterte der RKI-Chef. „Das können die deutschen Behörden, das haben sie in Bayern sehr gut gezeigt“, sagte Wieler. Dort gab es 14 der 16 bisher positiv getesteten Coronaviruspatienten in der Bundesrepublik.
So habe der Ausbruch eingedämmt werden können, sagte Wieler. „Wenn es irgendwann soweit wäre, dass es wirklich viele Hundert Fälle wären, dann gelingt uns das tatsächlich nicht mehr. Und dann müssen wir natürlich andere Maßnahmen fahren.“ (dpa)