Arznei-Engpässe

Rabattverträge führen zum Monopol

Kurzfristige Schnäppchenjagd, klarer Trend zur Monopolisierung und wachsendes Risiko für Lieferengpässe - aus Sicht der Generika-Industrie sind die Folgen der Rabattverträge bedrohlich.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
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BERLIN. Rasanter Preisverfall und starke Konzentration auf immer weniger Hersteller - in einer erbetenen Stellungnahme für das Bundeswirtschaftsministerium schlägt der Branchenverband Pro Generika Alarm, nicht zuletzt auch unter Versorgungsgesichtspunkten.

Mit 450 Millionen verordneten Packungen decken Generika in Deutschland inzwischen rund 70 Prozent des Arzneimittelbedarfs.

In der Wertschöpfungskette verbleiben aufgrund der Rabattverträge immer kleinere Anteile bei den Herstellern: mit etwa drei Milliarden Euro (zehn Prozent der gesamten GKV-Arzneiausgaben) weniger, als für Handelsspannen der Apotheker und des Großhandels aufgewendet werden.

Bis Ende 2012 waren zwei Drittel aller Generika Gegenstand von Rabattverträgen. Für rund 900 Produkte, deren Herstellerabgabepreis je Packung bereits unter 89 Cent liegt, seien von Kassen zusätzliche Rabatte gefordert worden.

"Das konfrontiert Generika-Unternehmen immer häufiger mit der Frage, ob sie bestimmte Arzneimittel in Deutschland noch kostendeckend anbieten können", heißt es in der Stellungnahme von Pro Generika.

Vom Bundeskartellamt sei bereits die Sorge geäußert worden, dass die Rabattausschreibungen einer "Oligopolisierung Vorschub" leisten.

Pro Generika nennt hierzu aktuelle Marktdaten:

72 Prozent des Absatzes entfallen inzwischen auf zehn führende Hersteller.

Bei versorgungsrelevanten Wirkstoffen zeigt sich ein hoher Konzentrationsgrad: Auf jeweils nur einen Hersteller entfallen 60 Prozent bei Simvastatin, 74,4 Prozent bei Diclofenac und 80,1 Prozent bei Metamizol.

95 Prozent der AOK-Ausschreibungen konzentrieren sich auf zehn führende Unternehmen.

Die Folge: Produktionen werden aus Deutschland und aus der EU ausgelagert. Der Markt ist hoch volatil aufgrund hoher Bevorratungen einzelner Hersteller mit Vertragszuschlag. Das bedrohe die Lieferfähigkeit anderer Unternehmen.

Hohe Vertragsstrafen wirkten prohibitiv und beschleunigten die Konzentration. Pro Generika sieht dies auch als Ursache für Engpässe bei Antibiotika und Sterilprodukten wie Zytostatika.

Mit dem speziellen Problem in der Onkologie befasst sich heute eine Fachkonferenz in der Saarländischen Landesvertretung in Berlin.

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