BÄK-Präsident

Reinhardt warnt vor kommerziellen Motiven bei Klinik-Reformen

Wie viele Krankenhäuser braucht das Land – und wo? Die Frage, ob kleinere Standorte möglicherweise geschlossen werden könnten, ist heikel. BÄK-Präsident Reinhardt mahnt, Kapazitäten und Personal zu erhalten.

Veröffentlicht:
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, mahnt zu einer Klinikreform mit Augenmaß.

Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, mahnt zu einer Klinikreform mit Augenmaß.

© Wolfgang Kumm/dpa

Berlin. In der Diskussion um eine Reform des Klinik-Angebots in Deutschland hat Ärztepräsident Klaus Reinhardt vor kommerziellen Motiven gewarnt. „Krankenhäuser müssen dem Patienten dienen, nicht dem Profit“, sagte der Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur.

„Ein Abbau der Versorgungskapazitäten, den uns immer wieder verschiedene politikberatende Stiftungen empfehlen, hätte bei uns im März und April zu gleichen Verhältnissen geführt wie in Spanien und Italien.“ Die Corona-Krise habe aber gezeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich gut aufgestellt sei.

„Wir haben das schaffen können, weil wir uns in den letzten Jahren gegen die weitere Kommerzialisierung im Gesundheitswesen gestemmt haben, weil wir Kliniken als Einrichtung der Daseinsvorsorge sehen und nicht als Industriebetriebe“, sagte Reinhardt. „Wir haben schnell die notwendigen Kapazitäten im Krankenhaus aufgebaut. Und unser System flächendeckender ambulanter ärztlicher Versorgung hat uns vor einer Überinanspruchnahme der Krankenhäuser bewahrt.“

Großer Reformstau in Kliniklandschaft

Im Sommer vergangenen Jahres hatte eine Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung für Aufsehen gesorgt – demnach könnte die Patientenversorgung durch die Schließung von mehr als jedem zweiten Krankenhaus erheblich verbessert werden. Die verbleibenden Häuser könnten deutlich mehr Personal und eine bessere Ausstattung erhalten.

Reinhardt sagte, es sei anzuerkennen, dass es einen großen Reformstau gebe. „Wir brauchen vor allem eine neue Vergütungssystematik, die nicht mehr ausschließlich auf wirtschaftliche Effizienz ausgerichtet ist.“ Auch die Krankenhauslandschaft sei neu zu organisieren. „Auf dem Land brauchen wir weiterhin flächendeckend eine stationäre Versorgung, bei der Notfälle schnell und gut behandelt werden können. Aber wenn es medizinisch sinnvoll ist, vor allem in urbanen Gebieten, dann müssen auch Standorte zusammengelegt werden können.“

Arbeitsdruck im Krankenhaus reduzieren

Dies bedeute, Synergieeffekte zu nutzen, um den Arbeitsdruck auf Ärzte und Pflegepersonal zu reduzieren. „Nur bitte diskutieren wir nicht über Einsparung beim Personal, nicht bei dem Behandlungsbedarf der zweitältesten Gesellschaft der Welt, nicht bei unserem Ärzte- und Pflegemangel“, mahnte Reinhardt. „Im Gegenteil, wir brauchen mehr pflegerische Stellen, gleichzeitig aber darf keine einzige ärztliche Stelle verloren gehen.“

Er verwies zudem darauf, dass die Länder Investitionsverpflichtungen für die Kliniken von inzwischen etwa 30 Milliarden Euro in den vergangenen zehn Jahren nicht nachkämen. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mitglieder-Umfrage des Marburger Bundes

Schau-Trinken gegen den Karriere-Knick

Mehr Lebenszeit und Lebensqualität

Studie des vfa: Neue Arzneien sichern auch Produktivität

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Pädiater auf Suche gibt Einblick

Praxisübergabe: Warum Planung alles ist

EASD-Kongress

Neue Insuline verändern die Diabetes-Therapie

Lesetipps