Gutachten

Rentensystem nicht tragfähig

Familien sind in Sozialversicherungen benachteiligt, heißt es in einer Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Veröffentlicht:

BERLIN. "Familien und Kinder werden durch die derzeitige Ausgestaltung der gesetzlichen Sozialversicherungen benachteiligt." So steht es im Gutachten des Rentenexperten Martin Werding.

Im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hat der Professor für Sozialpolitik von der Uni Bochum die deutschen Sozialversicherungen untersucht. Die Ergebnisse sind am Montag in Berlin vorgestellt worden.

Demnach ist die Rentenversicherung langfristig nicht mehr tragfähig. Grund dafür die zunehmende Kinderlosigkeit in der Gesellschaft.

Denn Eltern bringen, so Werding, eben nicht nur Beitragsgelder wie alle anderen Versicherten ein, sondern sorgen durch die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder auch dafür, dass das System überhaupt funktioniert.

Der Anteil derjenigen, die eine Altersrente beziehen, aber selbst keine Kinder haben, liege aktuell bei zwölf Prozent. Dieser wird bis 2060 laut Werdings Hochrechnung auf 24 Prozent wachsen.

Das System der Altersvorsorge gerate dann endgültig in eine Schieflage, da die laufenden Beitragszahlungen nicht mehr zurückgelegt werden können, sondern sofort verwendet müssen, um die anstehenden Rentenzahlungen zu leisten.

Werding kritisiert auch, dass es an einer "intergenerationellen Belastung des gesamten deutschen Steuer-Transfer-Systems" mangele. Beispielsweise flossen 2010 rund 200 Milliarden Euro in familienbezogene Leistungen.

Da ein Großteil davon jedoch ehebezogen gewährt werde, seien, so Werding, nur 55,4 Milliarden Euro als aktiv gestaltete Familienförderung zu bezeichnen.

Im Gegensatz dazu summierten sich die Beitragszahlungen aller Versicherten auf 441,6 Milliarden Euro. Dies zeige, dass der Staat Familien deutlich stärker belaste als er sie in Form von Geld- oder Sachleistungen entlaste.

Ende September wird es vor dem Bundessozialgericht um die "Beitragsgerechtigkeit für Familien" gehen. Ein Familienvater aus Freiburg hat gegen die Belastungen geklagt. (wer)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung