Allgemeinmedizin in Kiel

Resonanz wächst

Ein Jahr nach ihrem Amtsantritt zieht Professor Hanna Kaduszkiewicz eine Zwischenbilanz: Das lange verwaiste Institut an der Christian-Albrechts-Universität sorgt unter ihrer Führung dafür, dass Studierende früh auf Tuchfühlung mit Allgemeinmedizin gehen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Institutsdirektorin Professor Hanna Kaduszkiewicz stellte im ersten Jahr nach Amtsantritt die Lehre in den Vordergrund.

Institutsdirektorin Professor Hanna Kaduszkiewicz stellte im ersten Jahr nach Amtsantritt die Lehre in den Vordergrund.

© Dirk Schnack

KIEL. Die Allgemeinmedizin an der Kieler Christian-Albrechts-Universität ist im Aufwind. Für Institutsdirektorin Professor Hanna Kaduszkiewicz stand in ihrem ersten Jahr in Kiel die Lehre im Fokus.

"Wir konnten schon viel umsetzen, haben aber noch eine lange Liste an Plänen", sagte Kaduszkiewicz im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" ein Jahr nach ihrem Amtsantritt.

Sie hatte - wie berichtet - im Januar 2014 den seit zehn Jahren verwaisten Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Kieler Universität übernommen und leistet seitdem Wiederaufbauarbeit.

In der Lehre geht es ihr zunächst darum, Studierende früher mit der Allgemeinmedizin in Berührung kommen zu lassen und sie für das Fach zu interessieren. Dazu hat sie eine Reihe von Projekten angeschoben:

Bei der Berufsfelderkundung im ersten Semester gibt es nun eine Vorlesungsstunde, die die Studierenden mit der Allgemeinmedizin bekannt macht.

Chronische Erkrankungen im Fokus

Im vierten Semester wird ein Wahlpflichtfach Allgemeinmedizin neu angeboten. Im Vordergrund steht die Langzeitbetreuung von Menschen mit chronischen Erkrankungen.

Die zusätzliche zweite Blockpraktikumswoche Allgemeinmedizin wird zwischen dem fünften und sechsten Semester angeboten.

Im Querschnittsbereich Prävention hat die Allgemeinmedizin einen Vorlesungstermin im neunten Semester übernommen.

Eine Vorlesung und ein Praktikum im Querschnittsbereich Medizin des Alterns wurden im zehnten Semester neu eingeführt.

Die originären Veranstaltungen der Allgemeinmedizin im neunten Semester wurden überarbeitet und ergänzt.

"Ich habe den Eindruck, dass die Allgemeinmedizin bei den Studierenden ankommt", sagt Kaduszkiewicz nach einem Jahr.

In den vergangenen Monaten hat sie zugleich ihr fünfköpfiges Team (darunter vier Wissenschaftler mit Halbzeitstellen) auf- und den Pool an kooperierenden Hausärzten ausgebaut.

Mehr als 100 Lehrärzte im Land nehmen Studierende für Praktika auf, außerdem stehen ihr neun Lehrbeauftragte für den Ablauf der Lehrveranstaltungen an der Uni zur Seite.

Tag der Allgemeinmedizin in Planung

Fünf Doktoranden haben am Lehrstuhl mit ihrer Dissertation begonnen und der erste Tag der Allgemeinmedizin in Kiel - am 30. Mai 2015 - ist in Vorbereitung. Ein Peer-Review, bei dem hausärztliche Praxisteams sich gegenseitig hospitieren, steht vor dem Start.

Mut macht Kaduszkiewicz die breite Aufgeschlossenheit, von der ihre Arbeit im Norden begleitet wird. Sie nimmt auch eine grundsätzliche Förderbereitschaft wahr. In den kommenden Monaten wird sie gezielt an der Akquirierung von Geldern für Forschungsvorhaben an ihrem Lehrstuhl arbeiten.

Als hilfreich nimmt sie die jüngsten Empfehlungen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) wahr, dem mit Professor Ferdinand Gerlach Kaduszkiewicz´ Vorgänger in Kiel vorsteht.

"Es ist gut, dass die bestehenden Nachwuchsprobleme in der Allgemeinmedizin offiziell ausgesprochen wurden. Wir können uns vor Ort darauf berufen, wenn wir Maßnahmen zur Förderung der Allgemeinmedizin vorschlagen", sagt Kaduszkiewicz dazu.

Eines ist für die Institutsdirektorin klar: "Wenn man die Niederlassung von Allgemeinmedizinern fördern will, muss man dafür auch Geld in die Hand nehmen."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an