Barmer Report

Schlaflos in Berlin

Nirgendwo in Deutschland werden so viele Ein- und Durchschlafstörungen diagnostiziert wie an der Spree. Das hat eine am Donnerstag vorgestellte Auswertung des Barmer Gesundheitsreports für Berlin ergeben.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Gute Nacht? Vor allem Nacht- und Schichtarbeiter – darunter auch Altenpfleger – haben mit Ein- und Durchschlafstörungen zu kämpfen, bestätigt eine Auswertung der Barmer.

Gute Nacht? Vor allem Nacht- und Schichtarbeiter – darunter auch Altenpfleger – haben mit Ein- und Durchschlafstörungen zu kämpfen, bestätigt eine Auswertung der Barmer.

© OcusFocus / iStock / Thinkstock.

Berlin. Von je 1000 Arbeitnehmern in Berlin haben demnach im Berichtsjahr 2017 in Berlin 44,4 Beschäftigte unter Ein-und Durchschlafstörungen gelitten. Aufzeigen lässt sich das anhand der von den Ärzten gestellten Diagnosen (F51.0, F51.9, G47.0, G47.9).

Stark betroffen sind Nacht- und Schichtarbeiter wie zum Beispiel Bus- und Straßenbahnfahrer, Altenpfleger, Leiharbeiter und befristet Beschäftigte. Hochgerechnet waren 2017 berlinweit rund 85.400 Beschäftigte betroffen.

Wie viele Menschen nachts wach liegen ist regional unterschiedlich ausgeprägt. In Sachsen-Anhalt erhielten je 1000 Arbeitnehmer 27,3 Beschäftigte entsprechende Diagnosen, in Baden-Württemberg 37,9. Im Schnitt waren es 38,2. Bundesweit müsse laut Barmer daher von 1,55 Millionen Berufstätigen ausgegangen werden, die schlecht schlafen. Frauen sind mit einem Wert von 47,8 deutlich stärker betroffen als Männer (29,9).

Fast jeder Dritte mit Schlafstörung erhält Antidepressiva

Das Gesundheitssystem reagiert unter anderem mit Psychotherapie und Medikamenten auf die Ein- und Durchschlafstörungen. Von den Patienten, die erstmals diese Diagnose erhielten, hätten neun Prozent noch im gleichen Jahr mit Psychotherapie begonnen berichtete Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg am Donnerstag in Berlin.

Knapp ein Drittel bekomme Antidepressiva verordnet. Weitere zehn Prozent erhalten nach der Erstdiagnose Schlafmittel, am häufigsten Zopiclon und Zolpidem. Für etwa 2,7 Prozent der Betroffenen würden diese Medikamente zur Dauertherapie und über Jahre hinweg weiterverordnet. Eigentlich sollten die Schlafmittel aber nur über einen Zeitraum von wenigen Wochen eingenommen werden, sagte Leyh.

Die Barmer-Analysten kommen insgesamt zu dem Schluss: Je höher die Bevölkerungsdichte, desto größer das Risiko von Einschlafstörungen. Weitere Faktoren seien unsichere Arbeitsverhältnisse sowie Rauchen und Drogenmissbrauch. Umgekehrt fördert ein hoher Bildungsgrad den gesunden Schlaf.

Schlafgestörte häufiger krankgeschrieben

Ausweislich des Reports sind Menschen mit Schlafstörungen besonders häufig krankgeschrieben. Im Jahr 2017 fehlten diese Beschäftigten im Schnitt 56 Tage, 36 Tage mehr als Beschäftigte ohne Schlafstörung.

Selbst einfache Erkältungen führen bei Menschen mit Schlafstörungen zu längeren AU-Phasen als bei Beschäftigten ohne. Dies zeige, dass gesunder Schlaf wichtig für ein intaktes Immunsystem sei, folgern die Autoren des Reports.

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