Kommentar
Schulterschluss vor der Wahl
Ärzte protestieren und viele Menschen gehen nach einem Blick auf die Demonstranten wieder ihren Einkäufen nach: So war es oft in der Vergangenheit, wenn Ärzte aus Sorge um die Gesundheitsversorgung auf die Straße gingen. Bei der Bevölkerung wurde der Protest meist als Jammern auf hohem Niveau wahrgenommen. Diesmal war es anders: Bei der Demo in Kiel waren Patienten nicht nur einbezogen, sondern traten Seite an Seite mit den Ärzten für Änderungen im Gesundheitswesen ein.
Damit wurde der erneut von politischer Seite geäußerten Kritik, den Ärzten ginge es nur ums Geld, der Wind aus den Segeln genommen. Besser noch: Wer sich so äußerte, bewies nur, dass er sich mit den Problemen im Gesundheitswesen nicht auseinandergesetzt hat. Eine solch oberflächliche Verkürzung nehmen viele Patienten nicht mehr hin.
Vor der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs birgt diese Entwicklung Sprengstoff für die verantwortlichen Politiker. Wenn sich in Holstein schon über 3000 Ärzte und Patienten wegen einer verfehlten Gesundheitspolitik zur Demo entschließen, könnte dies in den Metropolen zu einer Massenbewegung führen. Die Unzufriedenheit der Patienten ist ein Weg, um ärztlichen Forderungen Gehör zu verschaffen.
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