Spätabbrüche: Ärztinnenbund gegen strengere Regeln

BERLIN (ble). Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) lehnt eine Verschärfung der Regelungen zu Spätabtreibungen nach medizinisch-sozialer Indikation ab. Damit geht die Organisation auch auf Distanz zur Bundesärztekammer (BÄK).

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"Dass Frauen sich durch Zwangsberatungen, Einhalten von Bedenkzeiten und stärkere Dokumentation eher zum Austragen eines schwer behinderten Kindes entscheiden können, ist für uns als Ärztinnen nur schwer vorstellbar", erklärte die Präsidentin des Bundes, Dr. Astrid Bühren, anlässlich einer öffentlichen Anhörung im Familienausschuss des Bundestags zu drei fraktionsübergreifenden Gesetzentwürfen am Montagnachmittag. Diese sehen eine Bedenkzeit von drei Tagen bis zur schriftlichen Feststellung einer medizinisch-sozialen Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch und eine formalisierte Beratungsregelung vor. Die BÄK unterstützt diese Forderungen (wir berichteten).

Späte Schwangerschaftsabbrüche bedeuteten eine quälende Gewissensentscheidung für die Frau, die auch Mediziner in große Not bringen könne, urteilt dagegen Bühren. "Frauen, die aufgrund einer möglichen Behinderung des Kindes eine Abtreibung erwägen, können auch ohne die angestrebten Gesetzesänderungen umfassend informiert werden." Der DÄB spricht sich stattdessen für ärztliche Beratungsangebote bereits vor einer Pränataldiagnostik aus. Dies sei in den Mutterschaftsrichtlinien aber nicht berücksichtigt. Der DÄB fordert daher die Aufnahme einer ärztlichen vordiagnostischen Aufklärung von 45 bis 60 Minuten in die Richtlinien. Darüber hinaus sollten postdiagnostische Beratungsgespräche und eine zusätzliche psychosoziale Beratung angeboten werden. Eine Gesetzesänderung sei dafür nicht erforderlich.

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