Pharmaindustrie

Stärkere Rolle in Patientenversorgung erhofft

Pharmaunternehmen wollen sich stärker in der Versorgung engagieren. In einigen Bereichen gibt es offenbar ausbaufähige Ansätze. Klar ist aber: Transparenz bleibt bei diesem Thema das Schlüsselwort.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Pharmafirmen möchten sich gerne stärker an der Patientenversorgung beteiligen.

Pharmafirmen möchten sich gerne stärker an der Patientenversorgung beteiligen.

© seen / fotolia.com

KIEL. Die Pharmaindustrie will künftig eine stärkere Rolle in der Patientenversorgung spielen. Dieses Ziel bekräftigten beim Kongress Vernetzte Gesundheit in Kiel VFA-Chefin Birgit Fischer und Vertreter einzelner Firmen.

Bei Ärzten und Patientenvertretern muss die Industrie allerdings noch Überzeugungsarbeit leisten.

"Was müssen wir tun, damit wir Ihr Vertrauen gewinnen?" Die Frage von Susanne Eble von Berlin Chemie an den Vertreter einer Angehörigengruppe von Patienten führte zu keiner konkreten Antwort.

Zuvor hatte er deutlich gemacht, dass für ihn eine Kooperation mit der Industrie aus Vertrauensgründen derzeit kaum in Frage kommt. Auch Ärzte betrachten das Angebot nach der öffentlichen Diskussion über Korruption aus Angst vor Sanktionen mit einer gewissen Scheu.

Bei einer stärkeren Einbindung der Industrie könnte der Patient profitieren. Wie und welchen Rollenwechsel die Industrie vollziehen will, erfahren Sie, wenn Sie diesen Text exklusiv in unserer App-Ausgabe vom 13.1.2014 weiterlesen.

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Kommentare
Klaus-Dieter Thill 13.01.201414:17 Uhr

Vertrauen durch Adhärenz-Förderung

Ein zentraler Ansatz, der es der pharmazeutischen Industrie ermöglicht, sich mehr in der Patientenversorgung zu engagieren, ist die Adhärenz-Förderung. Ihr Vorteil: Patienten, Angehörige und Mediziner werden gleichermaßen angesprochen und hierdurch die für einen Vertrauensaufbau benötigte Transparenz erzeugt. Ausgangspunkt ist das langsam, aber stetig aufkommende Konzept der Adhärenz-zentrierte Praxisführung (AZP). Es bietet Ärzten vielfältige Möglichkeiten, qualitativen hochwertig zu arbeiten und gleichzeitig dem zunehmenden Wunsch von Patienten, in die Entscheidungen zu ihrer Behandlung eingebunden zu werden, nachzukommen. Der Verbreitung dieses Ansatzes steht auf ärztlicher Seite bislang ein Prioritäten-Problem in den Patienten-Gesprächen entgegen: Praxisinhaber legen angesichts der ihnen nur begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit den Schwerpunkt ihrer Informationen auf die diagnostizierten Erkrankungen und ihre Konsequenzen, Erläuterungen zu den verschriebenen Medikamenten sind für sie nur nachrangig, ganz im Gegensatz zur Prioritäten-Ordnung vieler Patienten. Diese Lücke könnte eine Adhärenz-zentrierte Medikamenten-Information (AZM) der Pharma-Industrie schliessen. Die Konzept-Formel umfasst drei Bausteine: Präparate-Information, laienverständliche Nutzendarstellungen und Organisations- bzw. Kommunikationshilfen. Im Detail bedeutet das: die von Ärzten benötigten Präparate-Informationen werden mit der Bereitstellung patientengerecht aufbereiteter Erklärungshilfen zu den vorgestellten Präparaten (Wirkmechanismus, möglichen Nebenwirkungen und Interaktionen, Einnahme-Schema) verbunden, die im Arzt-Patienten-Gespräch eingesetzt werden können, zusätzlich ergänzt um die Vermittlung der relevanten Adhärenz-fördernden Gestaltungs- und Vermittlungstechniken. Die Entwicklung und Zusammenstellung der Informationen kann in Zusammenarbeit mit Patienten- und Arzt-Organisationen erfolgen. Aus Pharma-Außendienstmitarbeitern werden dadurch Adhärenz Development-Manager, ein Ansatz, der allen Beteiligten nutzt und dem Vertrieb hilft, sich im Mainstream des Arztbedarfs zu positionieren statt auf hohe Besuchsfrequenzen zu setzen. Eine Realisierung beeinflusst so nicht nur die Beurteilung der Betreuungsqualität des Außendienstes aus Arztsicht, sondern auch die Patientenzufriedenheit und das Medikamenten-Einnahmeverhalten positiv.

Rudolf Hege 13.01.201413:13 Uhr

Nicht ohne Hintergedanken...

Es ist doch ganz klar: Kein Unternehmen investiert, ohne sich davon einen Rücklauf, sprich Gewinn zu erwarten.

Wenn also Pharmaunternehmen eine "stärkere Rolle in der Patientenversorgung" spielen wollen, dann, weil sie sich damit Umsatzvorteile versprechen. Und die werden sicher nicht durch mehr Zeit, Zuwendung oder Beratung erzielt, sondern durch mehr Pharmaka.

Das ist legitim, denn davon leben die Unternehmen, aber man sollte schon wissen wer sich warum mit einem ins Bett legen will - und dann entscheiden, ob das auch den eigenen Interessen - bzw.hier den Patienten - dient.

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