Proteste angekündigt

Streikaufruf: Niedergelassene Ärzte in Frankreich verlässt die Geduld

Angetrieben von jungen Medizinern gehen niedergelassene Ärzte in Frankreich ab Donnerstag auf die Straße. Die Streikbereitschaft ist hoch – gefordert wird eine Verdopplung der Konsultationspauschale auf 50 Euro.

Denis Durand de BousingenVon Denis Durand de Bousingen Veröffentlicht:
„Ärzte sind wütend“: Streikaufruf des größten französischen Ärzteverbands CSMF (Confédération des Syndicats Médicaux Français).

„Ärzte sind wütend“: Streikaufruf des größten französischen Ärzteverbands CSMF (Confédération des Syndicats Médicaux Français).

© www.medecinspourdemain.fr

Paris. Ab Donnerstag (1. Dezember) wollen niedergelassene Ärzte in Frankreich mindestens bis Samstag streiken, vor allem um höhere Honorare durchzusetzen.

Seit Anfang November verhandeln Ärzte mit den Krankenkassen, um ihren Berufs-und Tarifvertrag zu novellieren. Da die Gespräche bis dato keine konkreten Ergebnisse erbracht haben, soll der Streik die Entschlossenheit der Ärzte zeigen.

Seit mehreren Jahren ist es den oft nicht mit einer Stimme sprechenden Ärzteverbänden nicht mehr gelungen, einstimmig gegen die Regierung zu protestieren. In der Konsequenz wurden viele Streikaufrufe oft nur wenig befolgt.

Diesmal aber zeigen die Verbände Einheit, was eine starke Beteiligung an dem Streik erwarten lässt. Bemerkenswert ist, dass nicht die etablierten Verbände, sondern eine freie Vereinigung junger Ärzte, „Médecins pour demain“ (Ärzte für Morgen), die Protestbewegung vor einigen Wochen initiiert hat.

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Verdoppelung der Konsultationspauschale gefordert

Während junge Ärzte gegen drohende Beschränkung der Niederlassungsfreiheit sowie für bessere Arbeitsbedingungen streiken wollen, geht es den meisten Verbänden vor allem um Honorare, die seit Jahren nicht aufgewertet wurden.

Seit 2016 beträgt das Pauschalhonorar der praktischen Ärzte 25 Euro pro Konsultation. Dazu können je nach Art der erbrachten Leistungen verschiedene Zuschläge abgerechnet werden, so dass eine Konsultation durchschnittlich 35 Euro kostet.

Jetzt fordern Ärzteverbände die Verdoppelung der Pauschale auf 50 Euro pro Konsultation, auch wenn ein Teil der bisherigen Zuschläge in dieser Summe aufgehen könnte. Kassen und Regierungsvertreter haben diese Forderung als völlig übertrieben zurückgewiesen. Hingegen erinnern Ärzte, dass eine angemessene Honorierung nicht nur die steigenden Personal- und Praxiskosten decken, sondern auch die Qualität der immer vielfältigeren ärztlichen Leistungen widerspiegeln sollte, damit der Arztberuf attraktiv bleibt.

Ärztevertreter rechnen mit einer hohen Streikbeteiligung, die die Regierung in Bedrängnis bringen könnte, weil man dort neue Konflikte im Gesundheitswesen unbedingt vermeiden will. In den vergangenen Wochen haben bereits einzelne Gruppen von Krankenhausärzten sowie niedergelassene Röntgen- und Laborärzte gestreikt, um ihren Honorarforderungen Nachdruck zu verleihen.

Mobilisierung in der Ärzteschaft ist hoch

In digitalen Ärzteforen und sozialen Medien wird aktuell die hohe Mobilisierung der Mediziner besonders deutlich. Während der beiden Aktionenstage am 1. und 2. Dezember sind Ärztedemonstrationen in mehreren Großstädten geplant. Einzelne Ärztegruppen wollen auch Blut spenden oder mit Bürgern diskutieren.

In Frankreich müssen streikende niedergelassene Ärzte einen Notdienst organisieren und ihre Patienten über Behandlungsmöglichkeiten während der Proteste informieren. Nicht selten machen Mediziner an Streiktagen Ausnahmen für bestimmte Patienten, die sie nicht ein oder zwei Tage unversorgt lassen wollen.

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