Studie: Bedeutung der Pflege in der Familie steigt
BERLIN (hom). Jeder siebte Deutsche zwischen 40 und 65 Jahren kümmert sich um einen pflegebedürftigen Menschen. Jeder Dritte davon sorgt für einen nahen Angehörigen mit Pflegebedarf und jeder Fünfte für einen außerhalb des engsten Familienkreises. Das geht aus einer aktuellen Umfrage - dem "Deutschen Alterssurvey" - hervor, die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.
Schröder wertete die Ergebnisse als Beleg, dass von einem Konflikt der Generationen keine Rede sein könne. "Jung und Alt unterstützen sich in vielen Bereichen und nehmen sich Zeit für Verantwortung." Trotz der zunehmenden Mobilität seien Familien nach wie vor "füreinander da".
Schröder will bis Jahresende ihr Modell einer Pflege-Teilzeit umsetzen (wir berichteten). Pflegende Angehörige sollen demnach bis zu zwei Jahre lang 50 Prozent arbeiten können und dafür 75 Prozent ihres Gehalts bekommen. Anschließend können sie wieder Vollzeit arbeiten. Zum Ausgleich der Zeit verdienen sie dann aber weiter 75 Prozent. Sozialverbände und Opposition hatten das Modell als unsozial gegeißelt. Arbeitgebern wiederum gilt das Konzept als zu aufwändig und teuer. Schröder betonte hingegen, Pflegebedürftige und pflegende Angehörige würden von der Pflege-Teilzeit profitieren.
Der Leiter des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP), Dr. Ralf Suhr, äußerte gegenüber der "Ärzte Zeitung" derweil Zweifel an der These, wonach die Pflegebereitschaft ungebrochen groß sei. "Heute sind weniger Bürger als noch vor fünf Jahren bereit, einem pflegebedürftigen Angehörigen eine Rundumbetreuung zu bieten." So sei die Zahl der "Pflegeverweigerer" im betreffenden Zeitraum von 6,2 Prozent auf 10,7 Prozent gestiegen, erläuterte Suhr.